Endlich Montag! (KW 34) Schein und Sein

Willkommen in einer neuen Woche voller Motivation und Möglichkeiten. Nach fünf Teilen über Persönlichkeit möchte ich mich heute mit einem Thema beschäftigen, das vor kurzem in einem Coaching zum Thema wurde: Schein und sein.

In den letzten zehn Jahren haben wir uns in eine mediale Welt katapultiert, die wir “Social Media” nennen. Dieser Name ist ähnlich irreführend wie der Name, dem wir selbst uns als Spezies gegeben haben: “Homo sapiens”. Gerade in diesem Sommer fällt mir zum einen auf, dass die sozialen Medien oft gar nicht so sozial sind oder wie sollte ich sonst eine Werbung eines führenden Telefonanbieters zur besten Sendezeit verstehen, die sich mit Hass im Netz beschäftigt. Die Aussage wird dramaturgisch dargestellt. Wenige sind mit asozialen Botschaften unterwegs und stehen vielen mit guten Botschaften gegenüber. Das wäre sehr schön, entspricht aber nicht unbedingt der Wahrheit. Auch das Thema “fake news” ist ein neues Phänomen. Wenn Menschen neutrale Fakten als falsch postulieren und irgendwelche Geschichten als wahr darstellen können, dann befindet sich unsere Gesellschaft in einem sehr kritischen Zustand. Mit dem Endlich Montag Newsletter möchte ich jede Woche positive Botschaften senden und das in einer Welt, in der viele negative Nachrichten unterwegs sind. Vielleicht ist der Homo sapiens gar nicht so klug und weise.

Aber auch in meiner Welt der Seminare und Redner geht es gerade um “Schein und Sein”. Sehr wenig Kompetenz wird oft recht laut dargestellt und viel Kompetenz bleibt oft leise. Umfangreiches Wissen zu erwerben und dieses dann auch in der Praxis anzuwenden ist nun einmal anstrengend und kostet Zeit. Die Abkürzungen scheinen attraktiver, sind aber nie von Bestand. Das ist aktuell in jeder Branche ein Thema. Das betrifft vor allem Tätigkeitsfelder, in denen keine Kompetenz nachgewiesen werden muss. In der Medizin oder auch in der Luftfahrt kämen wir nicht auf die Idee, verantwortungsvolle Berufe in kürzester Zeit auszubilden und mit dubiosen Versprechen zu bewerben. Da ich in beiden Feldern zu Hause bin (oder zumindest eine lange Zeit meines Lebens gewesen bin) ist eine gute Ausbildung, Kompetenz und Erfahrung für mich eine Selbstverständlichkeit, wenn es um die Ausübung eines Berufes geht. Auch wenn ich fürchte, dass es bei so wichtigen Themen wie Unternehmensführung und Führung von Mitarbeitern oft sehr oberflächlich zugeht, so bin ich doch davon überzeugt, dass langfristiger und nachhaltiger Erfolg nur auf der Basis echter Kompetenz und Erfahrung reifen und gedeihen wird.

Mir kommt eine Frage in den Sinn, die Josef Schmidt im Seminar UnternehmerEnergie     zu stellen pflegte: “Ist unser Handeln gedeihen förderlich?” Schon damals, Anfang der 90er Jahre merkte er selbstkritisch an, dass dies eine recht altmodische Formulierung sei. Heute gilt diese wohl umso mehr in der Handlungen eher “cringe” oder “wild” sind und das eigene Erstaunen mit “sheesh” ausgedrückt wird. Ein Freud ist jetzt kein Kumpel mehr sondern “Digga” oder Bro. Und überhaupt sollten wir unsere Sprache woken und gendern und die Dinge, die meine Generation X noch cool fand und manches davon auch noch die Generation Y ist für die Generation Z schon längst “cheugy”. Und überhaupt sind alte weiße Männer wie ich, die solche Worte in den Mund nehmen, schon für sich gesehen “cringe”. Für alle Menschen da draußen habe ich aber nur eine Botschaft: “Es ist völlig egal, solange Ihr einen Beitrag leitet, der das Gedeihen unserer Gesellschaft fördert, der den Wohlstand sichert, den Ihr gerne haben möchtet, wobei es für mich nicht klar ist, ob wir diesen überhaupt haben wollen.” 

Wir können die Worte wählen, wie wir wollen und jede Generation wollte sich letztlich auch gegen die Vorherige abgrenzen. Das ist alles OK, aber an einigen Prinzipien kommen wir alle nicht vorbei, egal wie Sie sie nennen wollen:

  1. Freiheit funktioniert nur, wenn wir bereit sind, Verantwortung zu tragen. Ohne Freiheit keine Verantwortung und ohne Verantwortung keine Freiheit.
  2. Werte sind Fundament und Verbindung von Menschen zu einer Gemeinschaft. 
  3. Das Sein wird immer den Schein überdauern.
  4. Wohlstand müssen wir uns immer neu verdienen.
  5. Das Säen kommt immer vor dem Ernten. 
  6. Gedeihen bedeutet gesundes Wachstum. (Ich finde wir sollten dieses Wort wieder viel öfters verwenden – das wäre mal eine Idee für das Jugendwort des Jahres.)
  7. Mut ist eine Tugend und wenn wir arm an Mut sind, dann entsteht Ar(m)-Mut. Wir sollten vielleicht weniger an unserer Sprache herumschrauben und versuchen, sie zu verändern. Viel besser wäre es, sie erst einmal vernünftig zu lernen und zu verstehen. So wende ich mich gerne gegen das Woken und das Gendern. Ich denke, wir haben dringendere Probleme.

Es gibt hier sicher noch viele andere Prinzipien, die einen guten Kompass für das Gedeihen unserer Gesellschaft und unserer Unternehmen. Wir haben gerade sehr viele große Herausforderungen zu meistern – in unseren Unternehmen und auch in unserer Gesellschaft. Daher starten wir doch am besten bei uns selbst und stellen das “SEIN” vor den Schein. Wir mögen hier viele Lichter am Sternenhimmel sehen. Manche davon sind Fixsterne, die seit Milliarden von Jahren scheinen, und durch ihr Sein auch die nächsten Milliarden Jahre scheinen werden. Manche sind eher Meteoriten, die für einen kurzen Augenblick aufleuchten, vielleicht dabei sogar heller und beeindruckender scheinen, aber auch sehr schnell vergehen und nie wieder gesehen werden.

Daher die zentrale Frage für diese Woche: Wollen Sie Fixstern sein oder Meteorit?

Oder leicht abgewandelt im Sinne dieser Gedanken: Was ist Ihnen persönlich wichtiger, das Sein oder das Scheinen? Wenn Sie so antworten wie ich, dann brauchen wir einfach nur etwas mehr Gelassenheit und Unaufgeregtheit in unserem Leben, um uns eben nicht von den Meteoriten blenden und irritieren zu lassen. Wahre Stärke kommt von innen.

Ich empfehle Ihnen zur Vertiefung und als Sommerliteratur mein neues Buch “20h neue Zeit”, in dem ich meine neue Relevanz-Matrix erkläre. Mit diesen Gedanken wird es Ihnen viel leichter fallen Sein und Schein voneinander zu unterscheiden.

Ihr

Cay von Fournier

 

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