Scheinwelten – jeder lebt in seiner Realität

Hattest du schon mal einen Traum, Neo, der dir vollkommen real erschien?
Was wäre, wenn du aus diesem Traum nicht mehr aufwachst.
Woher würdest du wissen, was Traum ist und was Realität?

Matrix
von  Morpheus

“Matrix” ist einer meiner Lieblingsfilme. Ich finde es faszinierend, wie hier mit dem Thema “Realität” gespielt wird. Der Film zeigt die unterschiedliche Wahrnehmung von Realität und Fakten. Aktuell schafft eine komplexe Medienwelt ganz unterschiedliche Wahrheiten in der Gesellschaft. Der Tag an dem Fakten zu “alternativen Fakten” wurden hat unsere offene und freie Gesellschaft verändert. Wenn selbst Beweise nicht mehr zählen, befördern wir uns zurück ins Mittelalter, in dem düstere Geschichten wichtiger waren, als das Streben nach Wahrheit. Solche Geschichten dienten immer der Machterhaltung. Erst die Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert bereitete diesem Treiben ein Ende und brachte uns Wohlstand und Fortschritt. Wir laufen gerade Gefahr, diesen Fortschritt zu verspielen und uns in unserer Reife zurückzuentwickeln. 

Die jüngsten Bilder aus den USA machten dies deutlich. Aber auch in unserer Wirtschaft, getrieben durch ein modernes Marketing, nimmt die Bedeutung von Geschichten wieder zu. Die Verpackung wird wichtiger, als der Inhalt. Fakten treten in den Hintergrund und Fiktionen in den Vordergrund. So entstehen Scheinwelten, die den Blick auf das Wesentliche verstellen. Das Streben der Wissenschaft nach neuen Erkenntnissen beruht ebenso auf Fakten und Beweisen, wie das Streben eines guten und ehrlichen Journalismus. Nicht umsonst gibt es einen Berufsethos, der dieses Streben sicherstellen möchte. 

Eine Strategie, die genau diese Fakten und Beweise in Frage stellt und sie durch erfundene Geschichten und Lügen ersetzt, ist extrem gefährlich. Auch in der Wirtschaft sind wir auf dem Weg in eine zunehmend virtuellen Welt, den wir aufmerksam gehen müssen. Der Wert einer Sache wird immer relativer durch eine ausufernde Vermehrung und Virtualisierung des Geldes. Unsere Währungen sind nicht mehr an den realen Wert des Goldes gekoppelt und dadurch entstand eine finanzielle Scheinwelt. Der fiktive Wert unserer Weltwirtschaft ist um ein Vielfaches größer geworden, als der reale Wert. Daher laufen Unternehmen auch Gefahr sich mehr auf Umsatz und Bewertungen zu konzentrieren, als auf den wirklichen Nutzen, den sie für Kunden, Mitarbeiter und unsere Gesellschaft bieten. 

Wir werden im 21. Jahrhunderts eine neue Aufklärung brauchen. Dabei wird echtes Unternehmertum eine besonders große Rolle spielen. Es geht hier um ehrlichen Nutzen, anstatt um vage Versprechen. Wir sollten wieder zurück zur echten Kaufmannsehre finden, denn egal ob es sich um unser eigenes Leben, um unsere Beziehungen, unsere Unternehmen, oder unsere Gesellschaft handelt. Ein ehrlicher Blick in den Spiegel ist die einzige Grundlage einer nachhaltigen Weiterentwicklung. 

Die Welt ist oft eine ganz andere, wenn wir uns für die richtige Pille entscheiden, so wie im Film: 

“Ich versuche deinen Verstand zu befreien, Neo. Aber ich kann dir nur die Tür zeigen. Hindurchgehen musst du alleine.”