Cay´s Daily Inspiration

Der grüne Pass

Der grüne Pass

Gestern ging die Nachricht über den Presseticker. Diejenigen, die mit dem Biontech-Impfstoff geimpft sind, haben nicht nur einen Schutz von über 90 Prozent, sondern sind auch nicht mehr infektiös. Die Daten kommen aus Israel, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung zumindest die erste Impfdosis erhalten haben und mehr als 25 Prozent bereits die zweite. Es war Teil des Deals, dass Israel alle Daten zur Verfügung stellt. Europa und Deutschland taten sich damit schwer. In diesem Punkt war uns der Datenschutz wichtiger als Menschenleben. 

Nun wird die ethische Frage in Israel beantwortet, mit der wir uns in Deutschland auch schwer tun werden. Dürfen geimpfte Menschen mehr als andere? Dürfen sie wieder in Restaurants und Fitness-Studios? Nach dem Grundgesetz wird es schwer, das zu verwehren, denn wir müssen aktuell massive Einschränkungen hinnehmen. Und wenn jemand keine Gefahr mehr für andere darstellt, warum sollte er dann nicht wieder ein normales Leben führen dürfen? 

Für die Wirtschaft wird es ebenso gut sein, Schritt für Schritt wieder öffnen zu dürfen. Wir werden den Lockdown nicht noch ein weiteres Jahr durchziehen können und ich spüre derzeit sehr deutlich, dass viele Menschen müde werden und durch die ewigen Verbote zermürbt sind. Tausende, wenn nicht sogar Millionen Existenzen werden in der neuen Normalität nicht dort ankommen, wo sie gestartet sind. Und “die Politik” (wenn man das überhaupt verallgemeinern kann) ist dabei, sehr viel Vertrauen zu verspielen, oder schlimmer noch, hat es bereits verspielt. Das betrifft sowohl das Wirtschafts- als auch das Finanzministerium, die mit der Bazooka prahlten und dann an der Bürokratie im Alltag scheiterten. Für viele ist die Hilfe, die im letzten November versprochen wurde, noch immer nicht angekommen und so schlage ich schon mal das Wort “Novemberhilfe” als Unwort des Jahres 2020 vor. Ich hatte hierüber bereits ein CDI geschrieben und auch einen offenen Brief an Herrn Altmaier gesendet. Leider stellen viele Spitzenpolitiker ihre Unfähigkeit derzeit zur Schau. Die Folgen werden gravierend sein.

Und dann hätten wir noch eine EU, die es versäumt hat, genügend Impfstoff zu bestellen. Zwar ist der beste Impfstoff, von dem jetzt die Daten aus Israel vorliegen, in Deutschland entwickelt worden, aber ich habe mir eben mal meinen Impftermin ausrechnen lassen. Erste Impfung am 14.9.2021. Dazu kommen meine Gespräche mit einigen Verantwortlichen von Intensivstationen, die mir von den schweren Verläufen vieler junger Menschen und Menschen in meinem Alter berichten. Auch berichten sie, dass viele alte Menschen durchaus einen milden Verlauf haben können und dass diejenigen, die sterben, meistens sehr viele Vorerkrankungen haben und eine sehr geringe Lebenserwartung. Am “Grünen Pass”, den Israel jetzt einführen wird, zeigt sich, dass wir in Deutschland unfähig zu kontroversen ethischen Diskussionen geworden sind. Viel zu schnell werden fundierte Meinungen, die mit vielen guten Argumenten vorgetragen werden, in der Gut-Menschen-Gesellschaft tabuisiert und damit auch zensiert. Ob das einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert gut tun wird, wage ich zu bezweifeln. Wir waren zu lange den Wohlstand gewöhnt, so dass wir verlernt haben, ihn zu bewahren. 

So bin ich gespannt auf den “Grünen Pass” in Deutschland und seine Einführung. Meine Meinung ist, dass er sinnvoll wäre und unserem Grundrecht entspricht, denn es braucht nach wie vor gute Gründe, dieses Grundrecht einzuschränken. Ralph Brinkhaus, der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bund, hatte da gestern schon einmal von einer Jahrhundertreform oder sogar von einer Revolution gesprochen. Ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, welche Geister er da ruft. Für eines unserer Kinder durfte ich im Homeschooling den Begriff der “Revolution” nachlesen und beschreiben. Selten sind diese friedlich verlaufen. Wir hatten es in Deutschland zwar einmal geschafft – jedoch wesentlich öfter ist es fehlgeschlagen. 

Die Zeit nach der Pandemie beschäftigt zunehmend unsere Kunden und ich werde oft nach meiner Meinung gefragt. So nutze ich jetzt vielleicht immer den CDI am Montag, um mir Gedanken über die Zeit nach Corona zu machen.

Hier kommt ein erster Input dazu.

Ich freue mich übrigens sehr über Feedback, denn solche Gedanken werden im konstruktiven Dialog nur besser.

  1. Es gibt keine Zeit nach Corona, denn wir werden mit diesem Virus leben.
  2. Es werden auch in Zukunft Menschen an Corona sterben. Das kennen wir bereits von anderen Viren und resistenten Keimen. Bisher hatten wir das akzeptiert. Daher ist Zero-Covid für mich eine bedenkliche PR-Kampagne
  3. Wir brauchen sehr schnell gute Impfstoffe für alle, bevor eine Mutante alles zunichte macht, wenn bei ihr der Impfstoff nicht wirkt.
  4. Eine Corona-Infektion kann sehr schwer verlaufen und selbst erfahrene Ärzte und Ärztinnen wissen nicht, warum das so ist. Dabei sind alle Altersstufen betroffen.
  5. Es wird einen Impfausweis geben und eine heftige Diskussion um die Privilegien, die eigentlich keine sind, sondern “nur” die Wiederherstellung der Grundrechte.
  6. Wir werden große Verwerfungen in der Wirtschaft erleben und nicht da weitermachen, wo wir vor einem Jahr aufgehört haben.
  7. Für den Mittelstand bedeutet das die sehr große Herausforderung, jetzt noch intensiver für das Unternehmertum zu werben. Denn wir werden sehr viele gute Unternehmer*innen verlieren und senden gerade keine guten Signale an die nachfolgende Generation.

Daher möchte ich mich umso mehr dem Unternehmertum verschreiben und mit dem neuen UnternehmerEnergie 5.0 auch sehr dafür eintreten, dass junge Menschen Lust auf die Zukunft in einer neuen Normalität bekommen und behalten. 

 

OFFENHEIT

OFFENHEIT

Wenn wir davon ausgehen, dass ein Unternehmen dann besonders wirksam ist, wenn alle dort tätigen Menschen sehr gut zusammenarbeiten, dann ist der Wert OFFENHEIT für die Unternehmenskultur besonders wichtig und beeinflusst viele Methoden im Unternehmen, wie zum Beispiel:

  • Fehlerkultur
  • Feedbackkultur
  • Geschwindigkeit
  • Kundenorientierung 
  • Stimmung im Unternehmen

Offenheit bedeutet dabei nicht, dass alle Daten automatisch jedem zur Verfügung stehen müssen. Die “Open book”-Kultur stärkt zwar die Identifikation mit dem Unternehmen, bleibt aber situativ und individuell. Viel wichtiger ist es, ein Klima zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter und Führungskräfte alles sagen können und auch wollen. Nur so entsteht eine gelebte Fehlerkultur. Sie ist die Voraussetzung für eine wirksame und sinnvolle Weiterentwicklung. Oft sehe ich Symptome wie Fluktuation, fehlende Motivation und Verheimlichung von Fehlern als Folge einer sehr gering ausgeprägten Offenheit. Dabei ist dieser Wert die Grundlage jeder Entwicklung – persönlich, beruflich und auch unternehmerisch. 

Bleiben wir kurz bei den Beispielen. Fehler passieren in jedem Unternehmen und dort, wo viel, schnell und unter hohem Druck gearbeitet wird, dort braucht es einen schnellen Mechanismus der Korrektur. Dieser funktioniert nur in einer Kultur der Offenheit. Eine Fehlerkultur wird oft sinnvollerweise gefordert, aber wenn die Grundlage fehlt und Menschen weder offen, noch respektvoll miteinander umgehen, dann werden Fehler eher vertuscht, als schnell behoben.

Bei der Feedbackkultur ist es ähnlich. Sie ist extrem sinnvoll, aber schwer zu installieren. Warum? Weil Offenheit und Respekt zwar häufig schöne Worte sind, die in einem Leitbild stehen, aber Werte bleiben, die nicht gelebt werden.

Offenheit ist dabei etwas anderes als Ehrlichkeit. Beide Werte korrespondieren miteinander und stehen in einer Abhängigkeit zueinander. Aber ich könnte ehrlich sein und dabei nicht offen. Viele Themen würde ich dann einfach nicht ansprechen. “Du hast mich ja nicht gefragt”, mag dann die Aussage bei einem entdeckten Fehler sein. In einer Feedbackkultur geht es um den sogenannten “blinden Fleck”. Jemand sieht die negativen Auswirkungen seines Verhaltens nicht. Erst das offene und wertschätzende Feedback eines anderen Menschen hilft demjenigen, sich selbst weiterentwickeln zu können. Daher ist die Offenheit die Basis jeder Weiterentwicklung.

Die Geschwindigkeit leidet, wenn Menschen, die zusammenarbeiten, nicht offen und ehrlich mit Situationen und Entscheidungen umgehen. Je näher am Kunden wichtige  Entscheidungen getroffen werden können, desto schneller, einfacher und wirksamer ist dieses Unternehmen. Geschwindigkeit braucht eine möglichst große Offenheit als Basis. Das zahlt direkt in einen zentralen Erfolgsfaktor ein: der Kundenorientierung. Wie offen sind wir unseren Kunden gegenüber? Gestehen wir eigene Fehler ein und bemühen wir uns kurzfristig um eine Lösung? Die Offenheit in einem Unternehmen strahlt aus. Kunden merken sehr schnell, ob sie es mit einem offenen oder einem verschlossenen Unternehmen zu tun haben.

Die Stimmung im Unternehmen hängt davon ab, wie offen kommuniziert wird, denn es ist offensichtlich, dass der Wert Offenheit direkt in einen anderen Wert einzahlt: Vertrauen. Und wenn wir über gute und gesunde Führung sprechen, dann ist Vertrauen die Königsdisziplin. Gute Führung schafft Vertrauen und Vertrauen ist die Grundlage guter Führung. Anhand von diesen Beispielen wird deutlich, wie wichtig Offenheit für die Unternehmenskultur ist. 

Noch ein abschließender Gedanke an diesem Sonntag. Offenheit hat auch viel mit unserem Bewusstsein zu tun. Die Stanford-Pädagogin Carol Dweck hat viel über das “Mindset” eines Menschen geforscht und sie kommt zu der klaren Erkenntnis, dass sich Menschen mit einem “open mindset” deutlich besser weiterentwickeln können als Menschen mit einem “closed mindset”. Das hört sich für jeden logisch an, aber überprüfen wir doch einmal, wie offen unser eigenes Mindset wirklich ist.

Daher beginne ich am ersten Tag im Seminar UnternehmerEnergie mit dem zentralen BMT-Modell, das ich vor vielen Jahren beschrieben habe. Die Buchstaben stehen für Bewusstsein, Methode und Technik. Ich beschreibe hier drei Ebenen, wobei das Bewusstsein die Grundlage für eine funktionierende Methode und Technik ist. Oft scheitern wir nicht an der Umsetzung, sondern wir scheitern an der fehlenden Offenheit für Veränderung und für die Meinung anderer Menschen. 

Daher ist auch die Fähigkeit, zuhören zu können, so wichtig für Offenheit. Denn indem ich meinem Gegenüber wirklich zuhöre, signalisiere ich Offenheit und bereite den Boden für Innovation und Weiterentwicklung.  

“Du” oder “Sie”?

“Du” oder “Sie”?

Gestern stolperte ich im Gespräch mit Yasmine über die alte Frage, ob eine „Du-Kultur” oder eine „Sie-Kultur” im Unternehmen die bessere sei. Sie hörte wohl in einen Clubhouse-Talk hinein, bei dem es um diese Frage ging. Da es im Seminar UnternehmerEnergie immer wieder eine spannende Diskussion unter den Teilnehmern ist, fasse ich hier einmal meine Erfahrungen damit zusammen. 

Die gute Nachricht lautet, dass es eigentlich egal ist, solange es eine einheitliche Anrede im Unternehmen gibt. Ich kenne „Sie-Kulturen”, die gut funktionieren und durchaus herzlich sind. Und ich kenne viele “Du-Kulturen”, die hervorragend funktionieren. Auch weiß ich, dass mein sehr geschätzter Kollege Reinhard Sprenger für eine Sie-Kultur plädiert und das ewige „Geduze” durch eine kritische Brille sieht. 

Das erste Problem ergibt sich immer dann, wenn wir eine gemischte Form vorfinden, was leider häufig passiert. Den Unternehmer*innen und Führungskräften ist es leider oft nicht bewusst, dass dadurch ein kulturelles Organigramm entsteht. Wenn sich einige im Unternehmen duzen und andere siezen, dann fördert dies selten die gemeinsame Sache und auch nicht das gemeinsam gelebte Leitbild. Das sollte allen Beteiligten bewusst sein. Ab diesem Punkt ist es dann individuell, denn eine Kultur, die von einem oder mehreren Unternehmer*innen geprägt wird, muss vor allem authentisch sein. Es wäre ein schlechter Rat, dies von außen ändern zu wollen.

Ich kann vielleicht nur mit meinen Erfahrungen nützlich sein, denn ich habe sehr deutlich festgestellt, dass unsere Seminare an Intensität und Offenheit gewonnen haben, als ich vor einigen Jahren die „Du-Kultur” einführte. Ich fühle mich den Menschen nicht nur näher, ich kann ihnen als Trainer und Coach auch näher sein. Dabei widerspreche ich dem altbekannten Gegenargument, dass sich „Du A….” leichter sagt als „Sie A….”. Mal ehrlich – wenn dem so ist, dann denken es sich die Menschen sowieso und tun das im Geiste meistens in der „Du-Form”. Wenn der Wert Offenheit, den ich morgen in meinem CDI beschreibe, wichtig für die Kultur ist, dann wird in der Regel eine Du-Kultur” die bessere Wahl sein.

Außerdem kann Respekt viel besser praktiziert werden, wenn sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, denn der Faktor Mensch ist und bleibt der wichtigste Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Hier stimmen in der Regel alle zu. Wenn dem so ist, warum dann keine „Du-Kultur”? Ich verbringe bei der Arbeit sehr viel Lebenszeit mit anderen Menschen. Daher fällt mir das „Du” hier viel leichter. Auch in sehr heiklen Führungs-Coachings hat mir das „Du” bisher gute Dienste erwiesen. Meine Kunden kennen das.

Und ein letzter Grund. Wenn ich das „Sie” nötig habe, um Respekt zu zeigen oder entgegengebracht zu bekommen, dann hat die Kultur eines Unternehmens noch viel Potenzial. 

Ich kenne die Gegenargumente und achte diese. Daher ist für mich eine „Sie-Kultur” durchaus in Ordnung; Reinhard Sprenger schätze ich sowieso sehr und empfehle seine Literatur.

Treffen Sie eine Entscheidung. Bitte mischen Sie die Formen in Ihrer Kultur nicht oder möglichst wenig. Es ist ja auch ein Zeichen, dass ich in meinen CDIs die Sie-Ansprache verwende. Das hat übrigens den Grund, dass ich hier viele Menschen anspreche, die ich noch gar nicht kenne. In dieser Situation ist das „Sie” für mich selbstverständlich.

Wenn wir uns allerdings in einem Seminar kennenlernen, werden wir schnell beim „Du” sein.

UE5.0:// Das agile Organigramm

UE5.0://  Das agile Organigramm

„Das Wachstum eines Unternehmens gleicht dem des Bambus.

Es gibt Zeiten des schnellen Wachstums und es gibt Zeiten der Konsolidierung. Wachsen und Stabilität sichern, beides zusammen macht ein Unternehmen agil und stabil.

Cay von Fournier

Wir können sehr gut von der Natur lernen und als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch interessiert mich sowohl das Thema Bionik als auch die Ableitung “Bioment”, die ich hier gerne als Wortschöpfung einführen und mit einem ersten Beispiel beschreiben möchte. Dieses Beispiel betrifft den Bambus. Die Ringe des Bambus sind die Wachstumsknoten, in denen das Wachstum der Pflanze stoppt und das Bambusrohr durchbaut wird. Aus Sicht der Bionik entsteht hier eine sehr stabile und zugleich höchst flexible Pflanze. 

Übertragen wir das auf ein Unternehmen. Wachstum fordert ein Unternehmen heraus und es müssen vier Faktoren besonders berücksichtigt werden:

  1. Finanzierung
  2. Organisation
  3. Führung (Menschen, die Verantwortung tragen)
  4. Mitarbeiter 

Ein Unternehmen braucht die finanziellen Ressourcen, um wachsen zu können. Dies können wir bei Start-up-Unternehmen besonders gut beobachten und diese Voraussetzung wird durch verschiedene Formen des Kapitals geschaffen. Woran diese Unternehmen dann aber scheitern, ist die Organisation und die Führungsqualität. Einem mittelständischen Unternehmen geht es ähnlich. 

Im heutigen CDI möchte ich mich auf die Organisation konzentrieren und mich in anderen CDIs den anderen Themen widmen. Bei der Organisation geht es um den Komplex “Hierarchie versus Verantwortung”

Das klassische Organigramm repräsentiert die alte Welt der Hierarchie, es geht von oben nach unten. Daraus resultieren Begriffe wie “Vorgesetzter”, was in einer agilen Organisation nicht mehr geht, denn die alte Form hat einen großen Nachteil: die fehlende Geschwindigkeit. Unternehmen sind einfach schneller, wenn möglichst “unten” die Entscheidungen getroffen werden können. 

Dafür ist eine Änderung des Mindsets notwendig. In UnternehmerEnergie plädiere ich im ersten Schritt dafür, ein klassisches Organigramm um 180 Grad zu drehen. Das ist der erste Schritt, der deutlich macht, dass es nicht nur ein neues Bild ist, das so entsteht, sondern auch ein neues Bewusstsein.

Traditionelle Unternehmen basieren auf Autorität. Hingegen basieren moderne Organisationen auf Verantwortung. Das ist eine wichtige Grundlage für die Kultur in einem Unternehmen und es wird sehr schnell deutlich, dass heute jede Form von Organisationsentwicklung automatisch Kulturentwicklung ist. 

Daher habe ich in das neue Werkzeug “Aufgabenplanung” folgende Fragen eingebaut: Wer sind die beteiligten Personen bei dieser Aufgabe? Wer braucht welche Informationen – und wer braucht sie nicht?
Ist allen Beteiligten die Tatsache bewusst, dass mit einer bestimmten Aufgabe auch die Verantwortung für etwas übernommen wird, so weicht die früher verwendete Stellenbeschreibung einer modernen Form der Aufgabenplanung.

Daher steht und fällt der Erfolg einer modernen Organisation mit der inneren Einstellung der Beteiligten. Wie groß ist die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen? Ganz gleich, auf welcher Ebene eines Unternehmens. So gesehen gibt es eigentlich auch kein “Top-down” oder “Bottom-up” mehr, sondern immer einen Kreislauf von Entscheidungen, je nach Intensität der Verantwortung.

Wie passen wir unser Organigramm an die neuen Gegebenheiten an?

Wie bauen wir “Verantwortung” in unsere Kultur ein – für jeden Mitarbeiter?

Wie passen wir unsere Aufgabenplanung an – vom klassischen Verständnis hin zu einer reifen Form gemeinsamer Werte und zu einem gelebten Leitbild?

Ganzheitlichkeit ist der Schlüssel, in der Natur ebenso wie im Bioment – einer neuen Form des Managements. 

Die Leistung und ihr Preis (Teil 1)

Die Leistung und ihr Preis (Teil 1)

Letzte Woche hatte Hermann Simon Geburtstag. Von ihm durfte ich sehr viel über Preisstrategie lernen, denn er ist seit vielen Jahren der Experte in diesem Bereich. Aus einem seiner Vorträge stammt für mich die Erkenntnis, dass diese Kompetenz in vielen Unternehmen vernachlässigt wird. Wir kümmern uns viel um Umsatz, Marketing und Vertrieb, vergessen dabei aber die Bedeutung eines guten Preises. Ich erlebe häufig viele Wow-Effekte im Seminar UnternehmerEnergie und in meinen Workshops vor Ort, wenn sich die Teilnehmer durch motivierende Impulse mit diesem Thema beschäftigen. Da die Preisstrategie so wichtig und im wahrsten Sinne des Wortes wertvoll ist, werden sich an dieser Stelle auch einige CDIs mit diesem Thema beschäftigen.

Zuerst ganz grundsätzlich: Alles hat einen Wert, aber nicht alles hat einen Preis. Vieles hat einen Preis, aber manches davon keinen Wert. Damit meine ich, dass unser Leben aus sehr vielen Themen besteht, die eigentlich unbezahlbar sind. Unsere Gesundheit, unsere Liebe, unsere Familien und auch unsere Zeit (um nur ein paar Beispiele zu nennen) sind für uns unendlich viel wert. Das Schöne daran ist, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben kein Geld kosten. Diese Klarstellung ist mir am Anfang dieses Themas wichtig, denn manche Menschen neigen in einer vom Kapital geprägten Gesellschaft dazu, alles und jedem einen Preis zu geben und meinen, alles sei käuflich. Dem ist nicht so. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind kostenlos, nur die überflüssigen kosten viel.

So viel zur Einleitung. Im Wirtschaftsleben ist es normal und auch sehr sinnvoll, dass wir Produkte und Dienstleistungen mit einem Preis versehen, um sie handeln und austauschen zu können. DIe meisten Unternehmen, für die ich arbeiten darf, sind Wirtschaftsunternehmen. Sie müssen das Geld, das sie ausgeben, auch selbst verdienen. Es wird ihnen nicht geschenkt. Daher ist das Verkaufen einer Leistung auch so wichtig, denn Leistung wird erst zu einem Wert, wenn sie verkauft und bezahlt ist. An dieser Stelle sende ich einen Gruß und meinen großen Respekt an alle guten Verkäufer. Für das Unternehmen ist es aber nur dann ein wertvoller Verkauf, wenn damit auch Geld verdient werden kann. Wenn der Preis also so gut ist, dass für ein Unternehmen die Voraussetzung geschaffen wird, damit Geld verdienen zu können. Es ist ein Faktor des Gewinns. Nicht der einzige, denn wenn ein Unternehmen zu viele Ressourcen (Zeit und Geld) verschwendet, dann kann der beste Verkäufer und auch der beste Preis keinen Gewinn garantieren. Vereinfachen wir daher einmal die Grundformel jedes profitablen Unternehmens:

Gewinn = Leistung * Preis – Kosten

In die Leistung fließen sowohl die Qualität der Produkte (Dienstleistungen) als auch die Fähigkeiten des Marketings und des Vertriebs ein. Wie gut ist meine Leistung und wie gut ist meine Fähigkeit, diese auch zu verkaufen? Damit sind wir automatisch beim Preis, denn die Fähigkeit, Produkte zu verkaufen, hängt an deren Preis. Ich könnte ja auf die Idee kommen, 100 Euro-Scheine (echte) für einen Preis von 95 Euro zu verkaufen. Der Wert des Produktes ist eindeutig beschrieben und der Preis wäre verglichen zum Wert deutlich niedriger. Es bräuchte keine große Marketingkompetenz und auch keine sehr guten Verkäufer, um bereits in wenigen Tagen die erste Million Umsatz gemacht zu haben. Daher beeindrucken mich auch Umsatz-Millionäre nicht. Ich könnte auf diesem Weg sogar Umsatz-Milliardär werden, kein Problem, wenn ich zufällig 50 Millionen Euro übrig hätte und dieses Geld gerne verschenken würde (immerhin steuerlich wirksam). Das sieht auf den ersten Blick banal aus, ist es aber nicht, denn viele Unternehmen orientieren sich primär am Umsatz. Viele Gespräche laufen so ab. Um wie viel Prozent sind wir letztes Jahr gewachsen? Diese Frage ist ein Kriterium, um eine gute Unternehmensentwicklung zu beschreiben, weil unterstellt wird, dass alle anderen Faktoren stimmen und erfolgreich geblieben sind und das Unternehmen so einen deutlich höheren Gewinn hatte, seine Wettbewerbsposition verbesserte oder mit der Profitabilität sein Wachstum finanzierte. Das ist aber nicht immer so, denn Unternehmen wachsen oft im Umsatz und schrumpfen im Gewinn.  

Daher ist der Fokussierung auf einen guten Preis und eine gute Profitabilität sehr sinnvoll – oder wie Hermann Simon formulieren würde: “An einem guten Gewinn ist noch kein Unternehmen kaputt gegangen.” Dafür gibt es dann andere Gründe. 

Nun zum ersten Teil meiner Gedanken über einen guten Preis. In der römischen Wirtschaft gab es keine Unterscheidung zwischen dem Wert und dem Preis. Ein wertvolles Produkt hatte automatisch einen hohen Preis und ein billiges Produkt einen billigen Preis. Es gab dafür nur ein Wort: “pretium”.

PRETIUM bedeutet somit, Wert und Preis sind eins. Daher gaben uns ja viele Omas sinnvollerweise den Hinweis: “Wir sind zu arm, um billig einkaufen zu können.” Sie waren lebensweise und klug, denn die Investition in einen billigen Gegenstand, eine billige Leistung oder in ein billiges Unternehmen ist meistens viel teurer als die Investition in eine wertvolle Sache. Natürlich gibt es Schnäppchen, aber auch bei Schnäppchen muss man unterscheiden:

Bekomme ich etwas sehr Hochwertiges zu einem mittelmäßigen Preis (= Schnäppchen)?

Oder bekomme ich etwas Mittelmäßiges zu einem billigen Preis? 

Im zweiten Fall kann es sich um ein Schnäppchen handeln, muss es aber nicht. Denn wenn sich ein billiger Preis nicht lohnt, dann haben wir Zeit und Geld verschwendet. Denken wir bitte immer daran, ein hoher Preis für eine exzellente Leistung ärgert uns vielleicht einen Tag. Über einen niedrigen Preis für eine lausige Leistung ärgern wir uns vielleicht ein Leben lang.

Erste Regel: Leistung wird zum Wert, wenn sie verkauft und bezahlt ist.

Zweite Regel: Preisstrategie ist die Königsdisziplin der Strategie.

Dritte Regel: Achten wir zuerst auf Profitabilität, dann auf Umsatz.

Vierte Regel: Passen wir unsere Leistung lieber dem Preis an, anstatt unseren Preis an die Leistung.

Jetzt ist dieser CDI schon länger als eine Seite geworden – und ich bin noch bei der Einleitung. Zum Glück gibt es ja jeden Tag einen CDI und ich habe noch ein paar Tage für die nächsten Teile. Wenn es für Sie interessant ist, dann abonnieren Sie doch einfach meinen CDI auf unserer Webseite – so verpassen Sie keinen der wertvollen Impulse.

Lebensbalance

Lebensbalance

„Alles fließt und strebt nach Gleichgewicht.“

Unser Körper funktioniert nur in einem biologischen Gleichgewicht. Kein Organ ist besser oder schlechter. Die sinnvolle Harmonie ist die Grundlage der Gesundheit. Jede einzelne Zelle ist wichtig, denn wenn eine Zelle nicht funktioniert, kann das zu Tumor und Tod führen, was bedeutet, dass auch Kleinigkeiten wichtig sind. Wir sehen gerne auf das große Glück und die Zusammenhänge in unserem Leben und übersehen dabei oft die Bedeutung des Alltags und des kleinen Glücks. Wenn die einzelnen Zellen funktionieren, dann funktioniert der Mensch. Wenn die einzelnen Stunden gelingen, dann gelingt unser Leben. Das große Glück ist lediglich die Summe der vielen glücklichen Momente, die wir erleben durften. 

Das bringt mich zu einem Lieblingsthema und zu einem meiner ersten Bücher: „Das Geheimnis der LebensBalance“. Dabei ist das Geheimnis, dass es kein Geheimnis gibt. Unser Leben besteht nun einmal aus vielen Teilen, Rollen, Verantwortungen und Freiheiten. Wir haben einen Beruf, eine Partnerschaft, Kinder, Hobbys, Freunde, eine Gesundheit, die gepflegt werden will, Finanzen und die Möglichkeit, uns weiterzubilden. 

Die meisten Erfolgsrezepte sind eindimensional. Was nützt die finanzielle Freiheit, wenn man nichts Sinnvolles damit anfängt? Was nützt ein Hobby, wenn es von unserer Berufung ablenkt und was nützt ein Beruf, der uns unser Leben raubt, anstatt uns Leben zu schenken? Wir sind verloren in dem Labyrinth der Möglichkeiten und je mehr Möglichkeiten es gibt, desto größer wird unsere Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst hat bereits einen Namen bekommen: FOMO (Fear of Missing Out). Wir sind so sehr damit beschäftigt, nichts zu verpassen, dass wir letztlich unser Leben verpassen. Daher brauchen wir eine Landkarte und die Gelassenheit, uns sicher darauf zu bewegen. Als eine dieser Landkarten haben ich das „8F-Modell der LebensBalance“ entwickelt. Es dient der ordentlichen Darstellung unserer wichtigsten Lebensbereiche. Jeder Bereich ist dann unterteilt in verschiedene Rollen, in denen wir ganz bestimmte Aufgaben haben, wenn wir diese Rollen ausfüllen wollen. Auch dabei muss die Balance gewahrt werden, denn es gibt sowohl ein „zu viel“ als auch ein „zu wenig“. Das Maß hier richtig zu wählen, gehört zu einer zentralen Aufgabe, die ich Lebensgestaltung nenne.

In welche Bereiche können wir unser Leben unterteilen?

FRIEDEN – unsere spirituelle Dimension; Glaube, Philosophie, Sinn

FREUDE – unsere Hobbys; Tätigkeiten, die uns Freude bereiten, Kultur, Sammlungen

FAMILIE – selbsterklärend; der Bereich, zu dem alle Menschen zählen, die unsere Familie sind

FREUND – selbsterklärend; der Bereich, zu dem alle Menschen zählen, die unsere Freunde sind

FITNESS – Gesundheit, Sport, Fitness, Kraft und Ausdauer

FINANZEN – die finanziellen Aspekte des Lebens; Einnahmen, Kosten, Investitionen, Vorsorge

FIRMA – unser Beruf, unsere Karriere, unser Unternehmen

FORTBILDUNG – unsere Weiterentwicklung, Aus- und Weiterbildung

 

 

In jedem Bereich haben wir unterschiedliche Rollen, in denen uns Aufgaben zufallen, die wir ausfüllen. So entsteht eine klare Struktur in unserem Leben, die wir für die Analyse, den Status und auch die Planung nutzen können:

Persönliches Leitbild der einzelnen Bereiche

Periodenzielplanung der verschiedenen Lebensbereiche

Rollen, die wir in diesem Lebensbereich einnehmen

Aufgaben, die wir hier haben

Ziele, die wir uns für diesen Lebensbereich setzen

Dieses Vorgehen schafft Klarheit und beschreibt die Bedeutsamkeit, die wir aktuell empfinden und die wir unserem Leben geben möchten. Es ist auch die Basis unseres Zeitmanagements.  

Durchstarten

Durchstarten

Es ist eine bekannte Formulierung: “Jetzt starten wir so richtig durch!” Damit ist in der Regel gemeint, dass wir etwas neu machen oder uns jetzt so richtig auf Erfolgskurs begeben wollen. Manchmal ist auch eine neue Phase des Wachstums gemeint und Ihnen fallen sicher viele eigene Projekte in diesem Zusammenhang ein. Es ist ein positiv besetzter Ausspruch, der einem ein gutes Gefühl gibt und eine sehr gute Entscheidung beschreibt.

Mit dieser Redewendung sind wir auch bei einer meiner großen Leidenschaften: der Fliegerei. 

Beim Fliegen ist das Durchstarten eigentlich kein so gutes Gefühl und auch keine so schöne Situation, denn dieser Vorgang beschreibt den Abbruch eines Landeversuchs, der fehlgeschlagen ist oder der droht, fehlzuschlagen. Das Risiko einer Landung ist zu groß und daher geht es wieder in die sichere Höhe. Bisher habe ich dieses Manöver nur trainiert und ein paarmal bei guten Sichtverhältnissen auch praktiziert. “Go around!”, ist dann die Formulierung im Funk und in einem guten Flugzeug gibt es auch einen “Go-around-Knopf”, der dem System sagt, dass die Landung abgebrochen wird und nun eine “missed approach procedure” eingeleitet wird. Das Durchstarten ist deshalb kein schönes Gefühl, denn es bedeutet für den Piloten Stress und für einen noch unerfahrenen Piloten sehr viel Stress. Aber es ist in jedem Fall eine gute Entscheidung, denn es stellt die Sicherheit in den Vordergrund. Sehr selten passieren Flugunfälle beim regulären Durchstarten. Die meisten Unfälle geschehen, weil diese Entscheidung nicht oder zu spät getroffen wurde.

Daher “bläute” mir mein lieber Trainer Jan-Peter ein, dass JEDE Landung ein “missed approach” sei – mit der Möglichkeit (im günstigen Fall) einer Landung. Dieser Satz bringt eine Haltung zum Ausdruck, oder moderner formuliert: ein Mindset. Die Haltung bedeutet “safety first”. Und die Bewertung des Durchstartens fällt unter diesem Gesichtspunkt sehr viel positiver aus.

Damit bin ich bei der Übertragung dieser Erkenntnis auf die Lebens- und Unternehmensführung. Manchmal ist es gut, den bisherigen Weg infrage zu stellen und die Entscheidung zu treffen, es noch einmal zu versuchen. Bei diesem zweiten Versuch können wir aus unseren Fehlern lernen und es jetzt besser machen. Wir sollten kurz analysieren, was schief gelaufen ist, aber mit unseren Gedanken nicht zu lange in der Vergangenheit verweilen, denn wir brauchen unsere Zeit und unsere geistige Kapazität für die Zukunft. Wie oft bedauern wir einen persönlichen Zustand oder eine Entwicklung in unserem Leben oder Unternehmen? Dabei verschwenden wir unnötige Zeit und Energie, die in der Regel negativ ist.

“Go around!”, kann so zu einem Ausruf und einer Entscheidung werden, das “Alte” abzubrechen und etwas “Neues” zu beginnen, ganz gleich, ob es sich dabei um Beziehungen, schlechte Gewohnheiten, Projekte oder um eine Unternehmensstrategie handelt. Durchzustarten ist etwas sehr Gutes, denn es gibt uns die Möglichkeit, ein besseres Leben zu leben und ein besseres Unternehmen zu gestalten. Es ermöglicht uns, aus Fehlern zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen.

Was können wir daraus für unsere Unternehmen lernen?

Der Go-Around-Workshop: Jedes Veränderungsprojekt braucht ein Start-Signal und eine klare Kommunikation. Es braucht auch einen Plan. So wie es beim Fliegen einen Plan für den “MISSED APCH” gibt, so braucht auch ein Unternehmen einen Plan, der beschreibt, was passiert, wenn ein bisheriges Vorgehen abgebrochen oder eine aktuelle Situation verändert werden soll. Allein das Bewusstsein um einen solchen Plan führt in einem Unternehmen zu einer permanenten Bereitschaft zur Veränderung. Nichts Besseres kann einem Unternehmen in einer Zeit des permanenten und schnellen Wandels passieren. Wie sieht der “MISSED APCH”-Prozess in Ihrem Unternehmen aus? 

Ich hatte in diesem Zusammenhang oben von “safety first” geschrieben und auch im Unternehmen geht es beim Durchstarten und bei der Veränderung um Sicherheit. Denn in Zeiten extremen Wandels ist es viel sicherer, sich schnell verändern zu können und eingetretene Pfade zu verlassen, als durch ein risikoscheues Nichthandeln das gesamte Unternehmen zu gefährden. 

Diese Botschaft möchte ich an alle Unternehmen senden, denen es gerade sehr gut geht. Sie mögen im letzten Jahr das beste Geschäftsjahr und auch in den letzten zehn Jahren viel Erfolg gehabt haben. Aber erinnern wir uns an den wichtigen Satz: “Wen die Götter zerstören wollen, dem schenken sie eine lange Zeit Erfolg.” 

Erfolg macht bequem, Bequemlichkeit macht träge und Trägheit führt dann zum Scheitern, denn der Markt wartet nicht auf uns. Diese Erkenntnis gilt für ein erfolgreiches Unternehmen ebenso wie für ein gesundes Leben. Sobald wir anfangen, träge zu werden, verspielen wir unsere Gesundheit.   

Die gleiche Frage könnten wir uns auch für unser Privatleben stellen, denn wir alle werden von Zeit zu Zeit vor die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoll sein könnte, etwas grundsätzlich zu verändern.

Somit ist und bleibt der Begriff “Durchstarten” etwas sehr Positives. Starten wir also von Zeit zu Zeit einmal durch und vielleicht erlebe ich das beim Fliegen ja auch einmal bei schlechtem Wetter. Dann erinnere ich mich an diese Zeilen und habe das mit Jan-Peter vorher noch einige Male trainiert. 

In einem der nächsten CDIs mache ich mir Gedanken darüber, wie wir am besten einen solchen Go-Around-Workshop gestalten können.   

Die “Grand Bold Party”

Die “Grand Bold Party”

Vor 20 Tagen schrieb ich über die “Drei Chancen der Republikaner”. Es hätte nur 17 Mutige gebraucht, die Rückgrat hätten beweisen wollen. Immerhin waren es an diesem Wochenende sieben tapfere Menschen, die ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht haben, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Die Republikaner haben ihre Chance NICHT genutzt und somit sind sie ab heute nicht mehr die “Grand Old Party” für mich, sondern sie sind zur “Grand Bold Party” geworden. Das englische “bold” bedeutet übrigens nicht nur “fett gedruckt”, sondern auch “dreist” und in der Geologie “absteigend”. Es wird jetzt einen großen Abstieg geben, insofern die amerikanische Gesellschaft mehrheitlich noch demokratisch, intelligent und anständig geblieben ist. Doch wenn eine ganze Gesellschaft kippt, dann ist dem Land nicht mehr zu helfen und im Fall der USA ist dann der Welt nicht mehr zu helfen.

Der Ausgang wurde erwartet und die Demokraten haben der ganzen Welt vor Augen geführt, welche abgrundtiefe Dummheit, Dreistigkeit und Arroganz diese einst große Partei durchzieht. Mich wundert es jetzt nicht mehr, dass dieses Land tief gespalten ist, denn ein großer Teil der Menschen hat sich einer intelligenten Diskussion entzogen. Wenn es einer großen Gruppe von Menschen gelingt, Wahrheit, Anstand, Intelligenz, Weitsicht, Offenheit, Dialogfähigkeit und Demokratie zu diskreditieren, dann ist diese Gesellschaft verloren und das geologisch Abstürzende wird zu einer Katastrophe.

Ich hatte mir ja vorgenommen, nicht so viel Politisches zu schreiben, aber ab und zu teile ich meine Gedanken dazu mit, da sie auch für das Thema Lebensführung und Unternehmensführung Relevanz haben. So frage ich mich heute – einen Tag nach dieser Blamage der Republikaner – ob ich mit einem Republikaner befreundet sein möchte. Ob meine Toleranz so weit gehen würde, die Intoleranz zu akzeptieren. Diese Frage finde ich aktuell sehr relevant, denn es gab auch in Deutschland eine Partei, die sich “Die Republikaner” nannte. Die Älteren unter uns, die in Bayern leben, können sich vielleicht erinnern. Beim Schreiben dieses Textes recherchierte ich gerade, dass es diese Partei sogar noch gibt, allerdings in völliger Bedeutungslosigkeit. Ihr Gedankengut wird aktuell von der AfD leider etwas erfolgreicher fortgeführt. 

Würde ich somit ein AfD-Mitglied in meinem Freundeskreis akzeptieren? 

Diese Frage stellt sich glücklicherweise aktuell nicht, aber sie ist mir heute wichtig geworden. Denn eine sehr laute Stimme in mir sagt “NEIN”, weil ich radikal die rechtsradikale Strömung in unserer Gesellschaft ablehne und weil ein Mensch, der sich zu einer solchen Partei bekennt, damit ja auch eine Haltung zeigt, die meiner liberalen und toleranten Einstellung um 180 Grad widerspricht. Aber da ist trotzdem auch ein “JA”, weil der politische Dialog in einer Demokratie wichtig bleibt. Wobei es sich dann ja nicht um einen Freund handeln muss. Also habe ich eine kurze Antwort gefunden.

Dennoch beschäftigt mich die Frage, was mit einer Gesellschaft passiert, wenn ein großer Teil die geltenden Spielregeln und – im Falle Trump – auch die Gesetze missachtet werden. Wenn Menschen aufgewiegelt werden und nur noch eine Meinung zählt. Was ist, wenn wir den Dialog verlieren, weil die Werte, die eine offene und demokratische Gesellschaft zusammenhalten, nicht mehr geachtet werden? Wenn das Ergebnis einer fairen Wahl nicht mehr akzeptiert wird? Das würde in anderen Worten den Tod der Demokratie bedeuten. Trump ist zum größten Looser aller Zeiten geworden und die Partei, die ihn trägt, gleich mit ihm. Dennoch spekulieren viele auf eine Wiederwahl und die FAZ von gestern schrieb treffend, dass die Demokraten mit dem Impeachment-Prozess der Welt eine sehr gefährliche Situation vor Augen geführt haben. Sie haben keine Angst, dass Trump 2024 gewinnen könnte, denn das wird er nicht. Sie weisen aber auf die berechtigte Angst hin, was passiert, wenn er wieder verliert.

Auch in unserer Gesellschaft sollten wir daher mehr als wachsam sein.   

LIEBE

LIEBE

Ich habe den Eindruck, der Valentinstag wurde von Blumenhändler*innen und Schmuckverkäufer*innen erfunden. Einmal im Jahr laufen wir Männer los und meinen, unser schlechtes Gewissen freikaufen zu können. Wenn es um die Liebe geht, dann sollte jeder Tag Valentinstag sein, denn die erste Regel der Liebe lautet: Liebe muss gepflegt werden.

Liebe ist wie die wunderschönste Pflanze in unserem Garten (oder für die Männer: das schönste Auto in der Garage). Nie kämen wir auf die Idee, diese Pflanze nicht zu gießen. Wir würden unsere ganze Energie einsetzen, damit es dieser Pflanze gut geht. Warum passiert das so selten mit der Liebe?

Ich mag den Valentinstag, denn er bringt diese Tatsache immer wieder in unser Bewusstsein. Und er führt dazu, dass jemand wie ich sich Gedanken über die Liebe macht. Die Liebe ist dabei ein so großes Thema, dass hieraus mein erstes “White-Paper” und kleines “Werte-Buch” entstanden ist.

Daher liebe Frauen und Männer: Strengt Euch deutlich mehr an!
Womit wir beim romantischen Teil der Liebe wären: Liebe braucht Rituale.

Es reicht einfach nicht aus, einmal im Jahr eine Liebeserklärung abzugeben. Das Minimum ist einmal pro Tag! Und hierfür gibt es unendlich viele Möglichkeiten, denn diese Form der Liebe ist die stärkste Verbindung und die größte Wertschätzung, die wir einem Menschen entgegenbringen können. Diese Verbindung muss natürlich gepflegt werden – jeden Tag! 

Rituale der Liebe: Zeit, liebevolle Gespräche, Aufmerksamkeit, Komplimente, dem anderen das Gefühl geben, dass er oder sie bedingungslos o.k. ist (Regel: Liebe ist bedingungslos.), das er oder sie der schönste und wunderbarste Mensch für uns ist. Sagen und zeigen Sie es – starten Sie heute und machen Sie es dann jeden Tag. Andere wichtige Rituale sind eine zährtliche Umarmung, ein liebevoller und auch ein leidenschaftlicher Kuss. Bei den Aufmerksamkeiten sind kleine Nachrichten und Zettel mit liebevollen Botschaften viel wichtiger als teure Geschenke. Nichts gegen teure Geschenke, ich möchte die Diskussion hier gar nicht aufmachen oder das eine gegen das andere ausspielen. Aber machen Sie sich bewusst, dass bei jeder kleinen und kreativen Aufmerksamkeit das Wertvollste mitschwingt, das Sie zu bieten haben: Lebenszeit. Und wenn die Liebe das wichtigste und stärkste Gefühl auf dieser Welt ist, dann verdient sie die Investition unserer Lebenszeit. Liebe lebt von der Zeit, die wir in sie investieren. 

Liebe bedeutet, verbunden zu sein und sich zu verstehen.

Klingt vielleicht banal, ist aber extrem wichtig. Daher machen wir Ihnen im SchmidtColleg auch das Angebot, in Ihre eigene Denkstilanalyse und in die Ihres Partners, Ihrer Partnerin zu investieren. Verständnis bedeutet nicht immer, einer Meinung zu sein. Das wäre ja langweilig. Liebe ist der Zustand, in dem zwei reife Menschen die Entscheidung getroffen haben, Probleme gemeinsam zu lösen, die sie alleine nicht hätten.

Auch wenn das nicht immer leicht ist, so ist es doch die schönste Lebensform und ich wünsche allen Paaren eine tiefe und innige Liebe, auf dass Sie sich immer wieder neu ineinander verlieben.

Das ist ein kleiner Überblick über die Gedanken, die ich mir heute, an diesem schönen Tag gemacht habe. Mehr dazu in meinem Buch. Wenn es Sie interessiert, melden Sie sich beim SchmidtColleg und folgen Sie unserer einfachen Anmeldung. 

Und da ich von meiner großen Liebe gerade heute räumlich getrennt bin, widme ich ihr diesen Text.

 

P.S. Übrigens ist das mit der Liebe zum Partner so wie mit der Fürsorge für das eigene Unternehmen und seine Mitarbeiter.

Auch die muss gepflegt werden, braucht Rituale, ist bedingungslos, lebt von der Zeit, die Sie investieren und bedeutet, verbunden zu sein, um sich zu verstehen …

 

Wa(h)re Redner – Teil 3

Wa(h)re Redner – Teil 3

In diesem CDI möchte ich meine Gedanken über meine eigene “Branche” der “Speaker” fortsetzen. Ich bin der Meinung, dass es sich um keine eigene Branche handelt und diese gerade künstlich geschaffen wird. Da ich die Motive dahinter kenne, ist diese Entwicklung für mich nachvollziehbar. Gerade mit den Branchen, die künstlich geschaffen wurden, wird das meiste Geld verdient. Ob es eine “Branche” der Shortseller wirklich braucht, ist eine andere Frage. Das betrifft auch Finanzderivate, die kein normaler Mensch versteht, manchen Strukturvertrieb oder das MLM (Multi-Level-Marketing). Das alles sind Geschäftsfelder, mit denen wir uns an einer anderen Stelle beschäftigen können. 

Ich möchte hier im Rahmen meiner Gedanken über “Wa(h)re Redner” einige Typen von Speakern vorstellen, so wie ich sie kennengelernt habe: 

Die Business-Experten

Sie führen dem Publikum oft eine perfekte Karriere als Unternehmer*in vor und sprechen viel von eigenen Erfolgen. In eher seltenen Fällen entsprechen die Geschichten der Wahrheit des harten Alltags. Hier handelt es sich dann um wirklich gute Redner. Irgendwelche Heilsversprechen, Abkürzungen, goldene Regeln oder viele bunte Bilder kommen bei echten Unternehmer*innen daher auch nicht an. Die Geschichten aus der Welt der Wirtschaft sind unterhaltsam und eindrucksvoll. Oft geben sie gute Tipps und regen zum Nachdenken an. Bei einer Fragerunde trennt sich dann immer die Spreu vom Weizen. Angelesenes Wissen ist eben nicht praktisches Wissen.

Die Unternehmer*in

Meine Lieblings-Redner. Sie haben eine echte Geschichten zu erzählen und sprechen dabei von den Höhen aber auch Tiefen ihrer eigenen Karriere. Oft können die Zuhörer gerade von den Rückschlägen viel lernen, wenn die Berichte authentisch sind und nicht einem Show-Effekt dienen. Aus den Erfahrungen können die Zuhörer lernen. Diese Reden sind rhetorisch nicht immer die besten, was aber gar nichts ausmacht, wenn die Rede lebhaft und authentisch ist. Langweilig sollte es jedoch nicht werden. In den Fällen empfehle ich eine Rhetorik-Ausbildung und viel Praxis.

Die Akademiker

Geballtes Wissen, oft ohne praktische Relevanz. Diese Redner gehören in ihrem Fachgebiet oft zu den Besten, bleiben jedoch meist auf einer Meta-Ebene, die für den Zuhörer nicht wirklich nützlich ist. Häufig wird reines Wissen ohne praktische Relevanz und Unterhaltungswert als Key-Note vermittelt. Wenn es sich um einen Fachkongress handelt und die Zuhörer echte Experten sind, dann sieht die Welt anders aus. So habe auch ich meine Karriere als Redner begonnen. Wen wunderte es, dass meine ersten Jahre dann gruselig theoretisch gewesen sind. Immerhin haben diese Menschen Kompetenz, die sehr gut vermittelt werden könnte. Kompetenz ohne Performance hat Potenzial und diese Performance kann trainiert werden. Performance ohne Kompetenz ist für die Bühne sinnlos.

Die Sportler

Berühmte Menschen aus dem Spitzensport, die viel über Motivation und Disziplin erzählen können. Wenn das der Gegenstand ihres Vortrags ist, dann sind es oft unterhaltsame und wertvolle Impulse. Viele Backstage-Geschichten sind für das Publikum interessant und der Promi-Bonus unterstreicht die Attraktivität. Sie sollten allerdings bei ihrer Kernkompetenz bleiben und aus echter Leidenschaft heraus reden. Oft habe ich das anders erlebt und diese Vorträge waren dann auch echte Zeitverschwendung. 

Die Politiker

Immer mehr Spitzenpolitiker werden nach ihren öffentlichen Ämtern zu Rednern. Alle ihre Thesen und Ansichten sind bekannt und wenn sie für diese nach ihrer Karriere auch noch große Geldbeträge bekommen, dann spricht das nicht gegen sie, sondern eher gegen die Menschen, die dafür Geld bezahlen. Aber auch hier gilt: Wer aus Film und Fernsehen, von YouTube und Instagram sehr bekannt ist, der hat einen finanziellen Vorteil bei Vorträgen. Das Publikum darf allerdings nicht der Illusion erliegen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern sollte sich auf den ausgeprägten Promi-Bonus konzentrieren.

Die Berater oder Coaches

Die schlechtesten Vorträge habe ich von Unternehmensberatern gehört. Sie sollten ihrer Kompetenz treu bleiben und beraten, statt zu versuchen, Reden für die Akquise zu missbrauchen, was ein häufig praktizierter Missstand ist. Gute Berater verfügen über eine praktische Kompetenz, aber selten über die didaktische Fähigkeit, diese auch gut darstellen zu können. Das ist eher die Regel und liegt in der Natur dieses Geschäftsmodells. Einem Coach geht es ähnlich. Beide, der Berater wie der Coach, sind das Eins-zu-eins-Gespräch gewohnt, oder das Arbeiten mit kleinen Gruppen. Die Bühne ist ein ganz anderes Arbeitsumfeld und hier gelten auch andere Regeln.

Die Geistlichen

Die besten und unterhaltsamsten Vorträge habe ich von echten Geistlichen gehört, die dabei auch wirklich humorvoll waren – vor allem, wenn sie sich selbst nicht ganz so ernst nehmen. Oft haben sie auch die niedrigsten Honorare, die direkt an den Orden oder eine wohltätige Stiftung gehen. Es gibt Ausnahmen, meist auch bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, aber diese Reden waren dann auch weniger beeindruckend.

Die spirituellen Gurus

Eine zunehmend größere Gruppe von Speakern und auch Influencern “hilft” den Menschen auf der Suche nach Sinn und Erfolg. Sie präsentieren sich als Life-Coach, Motivations- oder Erfolgstrainer. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich gleich bei allen drei “Berufsbezeichnungen” um Schwachsinn handelt, verkünden sie uns die “Geheimnisse des Lebens”. Sie treten in die Lücke, die bei vielen Menschen entstanden ist, als die Religion ihre Bedeutung verloren hat. Daher ist die Botschaft letztlich immer gleich: “Du bist Dein eigener Gott”. Ich kenne sehr viele von diesen Gurus persönlich, auch die “ganz großen Stars”. Ihre Arbeit mag viele Menschen inspirieren und in manchen Fällen auch einen positiven Nutzen bringen. Daher werden diese Fälle ja auch ganz groß präsentiert. Über die Risiken und Nebenwirkung spricht in diesem Zusammenhang aber niemand. Als Arzt finde ich das verantwortungslos. Sie können sich gerne als sehr erfolgreich darstellen und es meinetwegen auch gerne sein. Den Zuhörern sollte aber klar sein, dass sie zu der Herde gehören, die diesen “Erfolg” erst möglich gemacht hat. Wenn man es so sieht, eigentlich schon wieder ein lustiges Geschäftsmodell.

Mit den spirituellen Gurus und Motivationstrainer*innen geht es nächste Woche im Teil 4 weiter.

 

Die Motivationstrainer

Neben dem Speaker ist dieser Begriff ebenfalls schon zu einer eigenen Berufsbezeichnung geworden. Auffallend ist die extrem dünne Kompetenz, denn jeder einigermaßen gebildete Mensch könnte eine solche Show nicht bieten. Beeindruckend ist dabei für mich, dass durchaus gebildete Menschen ihre größten Fans sind. Sie verkünden die “Prinzipien des Erfolges” und machen schnell schön, glücklich und erfolgreich. Bei den spirituellen Gurus habe ich schon mehr darüber geschrieben. Es ist erstaunlich, wie weit eine Gruppendynamik geht und wie schnell sich erwachsene und gebildete Menschen sehr unreif verhalten. Wer gerne einmal die Dynamik von Rhetorik in großen Menschenmengen erleben will, der kann es mal ausprobieren. Mir wurde dabei Angst und Bange. Immerhin konnte ich danach die düsteren Kapitel unserer eigenen Geschichte besser verstehen. Immer dort, wo eine Menschenmenge “aufgepeitscht” wird, sollten wir unsere Füße in Richtung Ausgang bewegen und rennen, was das Zeug hält. 

Die Finanzexperten

Sie erklären uns die Börse und wie wir in nur 20 Minuten pro Woche ein Vermögen verdienen können. Die meisten verwenden viele Begriffe des Kapitalmarktes (meistens falsch) und haben immer ein sofort buchbares Programm dabei, das aus einfachen Hausfrauen und -männern in nur sieben Tagen Börsenexperten machen. Sie versetzen ihre Zuhörer in Staunen, wenn sie darüber berichten, dass Aktien auch verliehen werden können. Über die damit verbundenen Risiken erzählen sie aber nichts. Die Shortseller freut das, denn diese Experten verdienen Millionen mit der Leichtgläubigkeit des Publikums und mit diesen Verkäufern an ihrer Seite. Die moralischen Standards sind eher im Keller anzutreffen. Nicht umsonst ist Jordan Belfort (Wolf of Wall Street) ihr großes Vorbild.

Die Fitness-Trainer

Ihnen gehört ein großer Markt, denn wir alle wollen fit und gesund sein – und bleiben. Meistens haben diese Speaker ihr ganzes Leben lang Sport getrieben und nehmen sich auch heute viel Zeit dafür. So verwundert es nicht, dass die Begeisterung für das von ihnen vorgestellte Allgemeinwissen groß ist. Die Ergebnisse bleiben trotzdem meistens dürftig, was gut fürs Geschäft ist, denn die Zuhörer, die es nicht schaffen, kommen ja wieder. Es wird immer deutlich betont, dass die Methode wirkt (siehe das eigene Beispiel), aber die Anwender eben zu wenig Disziplin hatten. Selten wird jedoch die Methode in Frage gestellt. Könnte es sein, dass die Zuhörer o.k. sind, aber die Methoden nicht? Wie in jeder hier dargestellten Kategorie gibt es auch viele gute Trainer, die verstehen, dass unfitte und dicke Menschen einen anderen Weg brauchen und die ihnen diesen Weg auch zeigen können. Gehen müssen wir ihn letztlich immer selbst.  

Die Entertainer und Kabarettisten

Sie haben es drauf, einen Saal zu fesseln und in gute Stimmung zu versetzen. Oft ist ihr Humor genial und wirklich lustig. Wenn sie ihre Unterhaltung auch noch mit echten und guten Inhalten anreichern, dann werden daraus richtig gute Vorträge. Ihre Qualität ergibt sich aus ihren Erfahrungen. Es gibt jetzt viele “Speaker”, die auch das ganz schnell lernen wollen. Humortraining ist angesagt: Aus wirklich un-lustigen Menschen sollen plötzlich lustige werden, die dabei auch noch vorgeben, authentisch zu sein. Die guten Entertainer haben viele Jahre auf kleinen Bühnen hinter sich und die Liebe zum Publikum bewahrt. 

Die Neulinge

Jeder Markt braucht frisches Blut. Redner zu sein, ist kein Beruf, den man direkt anstrebt. Der Nachwuchs kommt aus anderen Bereichen. Viele Nachwuchskräfte haben schon wirklich etwas zu sagen und so gibt es viele junge Redner, die wirklich gut sind. Von der großen Gruppe der “Speaker”, die auf die Heilsversprechen ihrer Mentoren hereingefallen ist, werden wir auf den wirklichen Bühnen eher wenig hören.   

Die Diven und Narzissten 

Sie kommen in jeder Kategorie vor und nutzen die Bühne, um allen zu erzählen, wie cool sie selbst sind. Meistens fallen dann auch noch Begriffe wie “Demut” und “in aller Bescheidenheit”, gepaart mit Appellen aus Glückskeksen und den üblichen Zitaten. Solche Redner werden übrigens reihenweise während der Rede von der Bühne geholt. Für ein gutes Publikum sind sie unerträglich. Unter ihresgleichen können sie punkten. Die nicht existente Kompetenz verschwindet hinter einem gigantischen Ego. “Superlativ ersetzt Adjektiv” ist ihre Devise. So kann man es immerhin bis zum Präsidenten der Vereinigten Staaten bringen. Mal sehen, wann dieser “Speaker” wird.

Daher komme ich zu dem Schluss, dass “Speaker” keine Branche im eigentlichen Sinne ist.

Richtige Redner kommen aus einer anderen Disziplin und haben so viel zu sagen, dass man ihnen gerne zuhört. Wenn Speaker nur Speaker sein wollen, weil es ihrem Traum entspricht, wenig zu arbeiten und viel Geld zu verdienen, Anerkennung zu bekommen und interessante Menschen kennenzulernen, dann handelt es sich um einen großen Webfehler, der in den Kreisen der Speaker gerne weichgespült wird. 

Leider stellen sich auch kompetente und wirklich gute Redner gemeinsam mit Diven und Selbstdarstellern auf eine Bühne. Das ist für sie vielleicht kurzfristig nützlich, aber langfristig würde ich mir da eher Sorgen machen. Ein wahrer Redner zu sein, gleicht einem Marathon. Viele wollen gerne einen Sprint daraus machen. Das passiert im großen Stil und ist keine gute und nachhaltige Sache. Es ist eine Aufmerksamkeits-Blase, die gerade entsteht, so wie an den Börsen. Alle sind im Fieber und im Motivations-Wahn. In guten Zeiten können wir uns das leisten – aber für die immensen Herausforderungen, die vor uns liegen, ist diese Entwicklung sehr negativ. Sie hat bereits dem Image, ein “Speaker” zu sein, geschadet.