Endlich Montag! (KW 21) Wie Nachfolge gelingt
ich wünsche Ihnen einen schönen, sonnigen und fröhlichen Start in diese neue Woche voller Möglichkeiten, Ihr Unternehmen und Ihr Leben schöner zu machen. Eine sehr intensive Zeit liegt hinter mir und diese Woche geht es weiter mit unserem dritten Modul für Unternehmensnachfolger. Es macht sehr viel Freude mit Senioren und Junioren zu arbeiten und da ich derzeit einige Unternehmen persönlich bei diesem Thema begleiten darf, mache ich mir heute ein paar Gedanken zur Nachfolge.
Für mich ist eine gelungene Nachfolge die Königsdisziplin der Unternehmensführung. Warum? Weil sich in dem Prozess der Nachfolge sehr viele wesentliche Elemente der Lebens- und Unternehmensführung widerspiegeln. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, eine Nachfolge sinnvoll zu gestalten. Ich selber bin ein externer Nachfolger, der ein Unternehmen in die nächste Generation führt, ohne es geerbt zu haben. Ich habe vor mehr als 22 Jahren das SchmidtColleg gekauft und zu meiner Lebensaufgabe gemacht. Oft findet die Nachfolge in der Familie statt. Manchmal wird ein Unternehmen an die Mitarbeiter übergeben. Manchmal wird ein Unternehmen verkauft. Das ist ein guter “Plan B”, oder auch eine eigene Strategie, über die ich zu einem anderen Zeitpunkt mehr schreiben werde. Die Nachfolge, die ich hier meine, erhält ein Unternehmen in seinem Wesen und in seiner Identität. Eigentlich erhält eine gelungene Nachfolge auch die DNA eines Unternehmens und wesentliche Kulturelemente, wobei eine neue Generation immer auch ein Unternehmen prägen wird. Oft habe ich den Eindruck, dass wirklich wichtige und große Veränderungen nur durch eine Nachfolge möglich sind.
Aber heute möchte ich 10 Gedanken zu diesem großen Thema teilen. Da ein Unternehmen immer eine Leistungsgemeinschaft ist, geht es auch in der Nachfolge um “Leistung” und “Gemeinschaft”, man könnte auch sagen um die Werte “Verantwortung” und “Vertrauen”. In einer Familie sind diese Werte allgegenwärtig, denn ein Familienunternehmen definiert sich durch diese beiden großen Werte. Aber hier beginnt bereits die Herausforderung, groß zu werden. An welchem Punkt hat die Senior-Generation das volle Vertrauen in die Fähigkeiten der Junioren, das Unternehmen in voller Verantwortung führen zu können. Nachfolge wird oft über steuerliche und juristische Fragen definiert, dabei handelt es sich bei der Nachfolge zuerst um ein menschliches und persönliches Thema. Dabei führt die Dynamik in einer Familie oft zu einer Gratwanderung zwischen Loslassen und Annehmen, zwischen Respekt und Wertschätzung und auch zwischen zwei Generationen, die unterschiedliche Prägungen haben. Das liegt in der Natur der Dinge und das ist ein Element, das die Nachfolge so herausfordernd macht.
Hier 10 kurzen Gedanken, die ich mit Ihnen teilen möchte:
#1 Übergabe mit Weitblick, denn Nachfolge ist ein Prozess.
Beginnen Sie früh, über das Thema nachzudenken – idealerweise 5-10 Jahre im Voraus. So haben Sie Gestaltungsspielraum. Oft lerne ich die Junior-Generation mit Mitte 20 kennen und/oder durch unser Seminar “JugendEnergie” noch früher. So viele tolle junge Persönlichkeiten und Talente. Aber es ist doch logisch, dass sie noch nicht die unternehmerische Erfahrung und Kompetenz haben können. Mitte 30 ist ein sehr guter Zeitpunkt für die volle Verantwortung.
Daher ist Nachfolge kein Termin in einem Kalender, sondern ein komplexer Prozess – persönlich, emotional, strategisch. Wer hier weitsichtig handelt, sichert nicht nur Werte – sondern auch Kultur, Verantwortung und Zukunft.
#2 Klarheit schlägt Harmonie.
Viele Konflikte entstehen nicht durch unterschiedliche Meinungen – sondern durch eine schlechte Kommunikation, unausgesprochene Erwartungen, fehlenden Zielen und einem fehlenden Plan. Dafür ist unser System UnternehmerEnergie eine gute gemeinsame Grundlage.
#3 Senioren müssen loslassen können.
Nachfolge heißt nicht nur „weitergeben“ – sondern dann auch „zurücktreten“. Das braucht Mut, Vertrauen und manchmal auch etwas unternehmerische “Trauerarbeit”. Wer aber einen großen Sinn für seine dritte Lebensphase hat, der freut sich über gute Nachfolger und über die Möglichkeit, dem Unternehmen eine nächste Generation zu schenken.
#4 Junior müssen Verantwortung nicht nur wollen, sondern auch tragen können.
Nachfolge kann man nicht aufzwingen. Wer führen will, muss es aus eigenem Antrieb tun – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus tiefer Berufung. Dabei geht es nicht nur um die Motivation, die wichtig ist, sondern auch um die Kompetenz die Verantwortung auch tragen zu können
#5 Nachfolger haben eine eigene Identität und sind keine Kopie.
Nachfolger sollen nicht die besseren Gründer, Väter oder Mütter werden. Sie haben ihre eigene Persönlichkeit und Identität, mit allen Stärken und Schwächen, die auch die Generation vor Ihnen hatte. Er oder sie darf anders sein – aber mit Respekt für die Leistung der Generation vor Ihnen.
#6 Übergabe braucht Regeln.
Eine gute Nachfolge braucht ein strukturiertes Vorgehen: Rollen, Zeitachsen und Befugnisse. Was unklar bleibt, wird später teuer. Dafür habe ich extra eine Nachfolge-Analyse entwickelt mit der alle diese Fragen geklärt werden können.
#7 Geld ist nicht alles, aber ohne Geld geht es nicht.
Bewertungen, Steuern, Verträge – das ist nicht romantisch, aber notwendig. Eine professionelle, steuerlich und juristisch saubere Lösung schafft Klarheit und letztlich einen friedlichen Übergang. Ein Unternehmen ist wertvoll und sollte von der nachfolgenden Generation “erworben” werden.
#8 Der „Rat des Alten“ ist wertvoll – aber nicht mehr seine Entscheidung.
Ein weiser Senior ist ein Mentor, kein Chef im Hintergrund. Das wird immer dann zu einer großen Herausforderung, wenn der Senior im Unternehmen bleibt. Selten habe ich erlebt, dass dies wirklich gut funktioniert. Das Unternehmen gehört nach der Übergabe der nächsten Generation – auch in der Entscheidungshoheit.
#9 Nachfolge heißt auch Kulturveränderung.
Werte, Umgang, Führungsstil – das lässt sich nicht vererben, aber es lässt sich vorleben. Daher ist sowohl die interne, als auch die externe Kommunikation und Führungskompetenz so wichtig. Übertragen sie nicht nur eine Struktur, sondern auch eine Haltung.
#10 Es geht nicht um Ego – sondern um das Unternehmen.
Nachfolge gelingt, wenn alle Beteiligten sich selbst nicht zu wichtig nehmen – und den Fortbestand des Unternehmens über persönliche Befindlichkeiten stellen. Die Verantwortung für Kunden, Mitarbeiter und Gesellschaft steht über den persönlichen Befindlichkeiten. Wenn wir uns in den Dienst von etwas Größeren stellen, dann erleben wir Sinn und gute Unternehmensführung.
Eine gelungene Nachfolge ist kein Generationenkampf, sondern eine gemeinsame Leistung, die zu der größten eines Unternehmerlebens zählt. Mit gegenseitigem Respekt, Offenheit, Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein wird das gelingen.
Zitat: „Nachfolge bedeutet nicht, die Vergangenheit zu kopieren – sondern Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.“ – Dr. Dr. Cay von Fournier
Frage: Wie wollen Sie Ihre Unternehmensnachfolge gestalten?
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche und hoffe, Sie verzeihen mir mein “Überziehen”, aber das Thema ist so wichtig.
Ihr
Cay von Fournier