Die Wirksamkeit von Innovationen

Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe, sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen.“

Antoine de Saint-Exupéry

In den letzten Tagen gibt es wieder viele Talkshows zum Thema Corona und Impfungen. Dabei wurde von einer Ministerpräsidentin der Stolz geäußert, dass der BioNTech in ihrem Bundesland entwickelt wurde. Der erste Impfstoff gegen das SARS-CoV-2 Virus. Als Deutscher Bürger macht mich das auch etwas stolz. Wir sind auch im 21. Jahrhundert innovativ. Auch erinnere ich mich an die Empörung, als ein ausländischer Präsident sich die Rechte (es ging um eine andere Firma) aller Impfdosen sichern wollte. Dies wurde als unverschämten Egoismus verurteilt. Diesem Urteil konnte ich mich gut anschließen. Was sind aber die aktuellen Fakten, die ich an einem frühen Morgen bei einer Tasse Kaffee recherchieren konnte? Noch im Jahr 2020 wurde der in Deutschland entwickelte Impfstoff der Firma BioNTech zugelassen. Zuerst in England (3.12.), dann den USA (12.12.) und einigen andere Länder und auf den letzten Drücker im Jahr (21.12.) in der EU und somit auch in Deutschland. Wenn die Zahlen stimmen (gerne lasse ich diese widerlegen) dann wurden bis zum Jahresende 100 Mio. Impfdosen in die USA geliefert (oder dort produziert) und 12,5 Mio. in die EU, davon 1,3 Mio. nach Deutschland.

Wir legen einen großen Wert auf eine möglichst faire Verteilung. Bei einer Bevölkerung von 83 Mio. in Deutschland und 328 Mio. in den USA liegt hier eine entsprechende Diskrepanz vor und ich frage mich, was die Gründe dafür sind. Wenn ich die Zahlen der USA zugrunde lege, dann hätten 25 Mio. Dosen in Deutschland ankommen müssen. Wenn ich zusätzlich die aktuelle Diskussion verfolge, dass die Impfzentren stehen und wir impfen könnten, aber keine Impfstoffe haben, dann wundern mich diese Fakten. Wenn ich gestern lese, dass wir auf weitere harte 10 Wochen einstellen müssen, dann mache ich mir Sorgen um den Deutschen Mittelstand. Und wenn ich die Diskrepanz des Impfstartes in England und in Deutschland (EU) mir ansehe, dann beträgt der Unterschied 18 Tage. Allein heute beträgt die Zahl der bestätigten Todesfälle mehr als 1000 pro Tag. Und wenn wir für den Dezember „nur“ 600 pro Tag annehmen, dann war die EU bereit mehr als 10.000 Menschen durch einen verspäteten Impfstart zu opfern. Mir sind die Argumente für diesen späten Impfstart bekannt, die Gründe für eine so niedrige Zahl an gelieferten Impfdosen nicht. Vielleicht kann mir ja jemand dabei helfen. Was soll jetzt die Inspiration sein? Innovation ist großartig, aber ihre Wirksamkeit sollte sich auch in gleichen Maßen für diejenigen entfalten, die diese Innovation ermöglicht haben. UND: Wenn wir als Gesellschaft so leichtfertig mit diesen Themen umgehen, müssen wir auf die Auswirkungen für den Deutschen Mittelstand blicken, dessen Handlungsfreiheit in vielen Branchen eingeschränkt wurde. Diese Einschränkungen verursachen einen großen Schaden und die versprochene Hilfe für den ersten Lockdown ist im dritten Lockdown bei vielen sehr betroffenen Unternehmen noch nicht angekommen. 

PS: << In meinen täglichen Inspirationen stelle ich mir oft Fragen und bemühe mich, sie zu beantworten. Das gelingt mir nicht immer. Ich bin kein Journalist und habe auch nicht die zeitlichen Ressourcen, alle gründlich zu recherchieren. Daher ist dies eine Einladung zu einer Diskussion – zu vielen Dialogen – stets basierend auf Fakten (!). Vielleicht kann ich auf diesem Weg nützlich sein.