Die Leistung und ihr Preis (Teil 1)

Die Leistung und ihr Preis (Teil 1)

Letzte Woche hatte Hermann Simon Geburtstag. Von ihm durfte ich sehr viel über Preisstrategie lernen, denn er ist seit vielen Jahren der Experte in diesem Bereich. Aus einem seiner Vorträge stammt für mich die Erkenntnis, dass diese Kompetenz in vielen Unternehmen vernachlässigt wird. Wir kümmern uns viel um Umsatz, Marketing und Vertrieb, vergessen dabei aber die Bedeutung eines guten Preises. Ich erlebe häufig viele Wow-Effekte im Seminar UnternehmerEnergie und in meinen Workshops vor Ort, wenn sich die Teilnehmer durch motivierende Impulse mit diesem Thema beschäftigen. Da die Preisstrategie so wichtig und im wahrsten Sinne des Wortes wertvoll ist, werden sich an dieser Stelle auch einige CDIs mit diesem Thema beschäftigen.

Zuerst ganz grundsätzlich: Alles hat einen Wert, aber nicht alles hat einen Preis. Vieles hat einen Preis, aber manches davon keinen Wert. Damit meine ich, dass unser Leben aus sehr vielen Themen besteht, die eigentlich unbezahlbar sind. Unsere Gesundheit, unsere Liebe, unsere Familien und auch unsere Zeit (um nur ein paar Beispiele zu nennen) sind für uns unendlich viel wert. Das Schöne daran ist, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben kein Geld kosten. Diese Klarstellung ist mir am Anfang dieses Themas wichtig, denn manche Menschen neigen in einer vom Kapital geprägten Gesellschaft dazu, alles und jedem einen Preis zu geben und meinen, alles sei käuflich. Dem ist nicht so. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind kostenlos, nur die überflüssigen kosten viel.

So viel zur Einleitung. Im Wirtschaftsleben ist es normal und auch sehr sinnvoll, dass wir Produkte und Dienstleistungen mit einem Preis versehen, um sie handeln und austauschen zu können. DIe meisten Unternehmen, für die ich arbeiten darf, sind Wirtschaftsunternehmen. Sie müssen das Geld, das sie ausgeben, auch selbst verdienen. Es wird ihnen nicht geschenkt. Daher ist das Verkaufen einer Leistung auch so wichtig, denn Leistung wird erst zu einem Wert, wenn sie verkauft und bezahlt ist. An dieser Stelle sende ich einen Gruß und meinen großen Respekt an alle guten Verkäufer. Für das Unternehmen ist es aber nur dann ein wertvoller Verkauf, wenn damit auch Geld verdient werden kann. Wenn der Preis also so gut ist, dass für ein Unternehmen die Voraussetzung geschaffen wird, damit Geld verdienen zu können. Es ist ein Faktor des Gewinns. Nicht der einzige, denn wenn ein Unternehmen zu viele Ressourcen (Zeit und Geld) verschwendet, dann kann der beste Verkäufer und auch der beste Preis keinen Gewinn garantieren. Vereinfachen wir daher einmal die Grundformel jedes profitablen Unternehmens:

Gewinn = Leistung * Preis – Kosten

In die Leistung fließen sowohl die Qualität der Produkte (Dienstleistungen) als auch die Fähigkeiten des Marketings und des Vertriebs ein. Wie gut ist meine Leistung und wie gut ist meine Fähigkeit, diese auch zu verkaufen? Damit sind wir automatisch beim Preis, denn die Fähigkeit, Produkte zu verkaufen, hängt an deren Preis. Ich könnte ja auf die Idee kommen, 100 Euro-Scheine (echte) für einen Preis von 95 Euro zu verkaufen. Der Wert des Produktes ist eindeutig beschrieben und der Preis wäre verglichen zum Wert deutlich niedriger. Es bräuchte keine große Marketingkompetenz und auch keine sehr guten Verkäufer, um bereits in wenigen Tagen die erste Million Umsatz gemacht zu haben. Daher beeindrucken mich auch Umsatz-Millionäre nicht. Ich könnte auf diesem Weg sogar Umsatz-Milliardär werden, kein Problem, wenn ich zufällig 50 Millionen Euro übrig hätte und dieses Geld gerne verschenken würde (immerhin steuerlich wirksam). Das sieht auf den ersten Blick banal aus, ist es aber nicht, denn viele Unternehmen orientieren sich primär am Umsatz. Viele Gespräche laufen so ab. Um wie viel Prozent sind wir letztes Jahr gewachsen? Diese Frage ist ein Kriterium, um eine gute Unternehmensentwicklung zu beschreiben, weil unterstellt wird, dass alle anderen Faktoren stimmen und erfolgreich geblieben sind und das Unternehmen so einen deutlich höheren Gewinn hatte, seine Wettbewerbsposition verbesserte oder mit der Profitabilität sein Wachstum finanzierte. Das ist aber nicht immer so, denn Unternehmen wachsen oft im Umsatz und schrumpfen im Gewinn.  

Daher ist der Fokussierung auf einen guten Preis und eine gute Profitabilität sehr sinnvoll – oder wie Hermann Simon formulieren würde: “An einem guten Gewinn ist noch kein Unternehmen kaputt gegangen.” Dafür gibt es dann andere Gründe. 

Nun zum ersten Teil meiner Gedanken über einen guten Preis. In der römischen Wirtschaft gab es keine Unterscheidung zwischen dem Wert und dem Preis. Ein wertvolles Produkt hatte automatisch einen hohen Preis und ein billiges Produkt einen billigen Preis. Es gab dafür nur ein Wort: “pretium”.

PRETIUM bedeutet somit, Wert und Preis sind eins. Daher gaben uns ja viele Omas sinnvollerweise den Hinweis: “Wir sind zu arm, um billig einkaufen zu können.” Sie waren lebensweise und klug, denn die Investition in einen billigen Gegenstand, eine billige Leistung oder in ein billiges Unternehmen ist meistens viel teurer als die Investition in eine wertvolle Sache. Natürlich gibt es Schnäppchen, aber auch bei Schnäppchen muss man unterscheiden:

Bekomme ich etwas sehr Hochwertiges zu einem mittelmäßigen Preis (= Schnäppchen)?

Oder bekomme ich etwas Mittelmäßiges zu einem billigen Preis? 

Im zweiten Fall kann es sich um ein Schnäppchen handeln, muss es aber nicht. Denn wenn sich ein billiger Preis nicht lohnt, dann haben wir Zeit und Geld verschwendet. Denken wir bitte immer daran, ein hoher Preis für eine exzellente Leistung ärgert uns vielleicht einen Tag. Über einen niedrigen Preis für eine lausige Leistung ärgern wir uns vielleicht ein Leben lang.

Erste Regel: Leistung wird zum Wert, wenn sie verkauft und bezahlt ist.

Zweite Regel: Preisstrategie ist die Königsdisziplin der Strategie.

Dritte Regel: Achten wir zuerst auf Profitabilität, dann auf Umsatz.

Vierte Regel: Passen wir unsere Leistung lieber dem Preis an, anstatt unseren Preis an die Leistung.

Jetzt ist dieser CDI schon länger als eine Seite geworden – und ich bin noch bei der Einleitung. Zum Glück gibt es ja jeden Tag einen CDI und ich habe noch ein paar Tage für die nächsten Teile. Wenn es für Sie interessant ist, dann abonnieren Sie doch einfach meinen CDI auf unserer Webseite – so verpassen Sie keinen der wertvollen Impulse.

Lebensbalance

Lebensbalance

„Alles fließt und strebt nach Gleichgewicht.“

Unser Körper funktioniert nur in einem biologischen Gleichgewicht. Kein Organ ist besser oder schlechter. Die sinnvolle Harmonie ist die Grundlage der Gesundheit. Jede einzelne Zelle ist wichtig, denn wenn eine Zelle nicht funktioniert, kann das zu Tumor und Tod führen, was bedeutet, dass auch Kleinigkeiten wichtig sind. Wir sehen gerne auf das große Glück und die Zusammenhänge in unserem Leben und übersehen dabei oft die Bedeutung des Alltags und des kleinen Glücks. Wenn die einzelnen Zellen funktionieren, dann funktioniert der Mensch. Wenn die einzelnen Stunden gelingen, dann gelingt unser Leben. Das große Glück ist lediglich die Summe der vielen glücklichen Momente, die wir erleben durften. 

Das bringt mich zu einem Lieblingsthema und zu einem meiner ersten Bücher: „Das Geheimnis der LebensBalance“. Dabei ist das Geheimnis, dass es kein Geheimnis gibt. Unser Leben besteht nun einmal aus vielen Teilen, Rollen, Verantwortungen und Freiheiten. Wir haben einen Beruf, eine Partnerschaft, Kinder, Hobbys, Freunde, eine Gesundheit, die gepflegt werden will, Finanzen und die Möglichkeit, uns weiterzubilden. 

Die meisten Erfolgsrezepte sind eindimensional. Was nützt die finanzielle Freiheit, wenn man nichts Sinnvolles damit anfängt? Was nützt ein Hobby, wenn es von unserer Berufung ablenkt und was nützt ein Beruf, der uns unser Leben raubt, anstatt uns Leben zu schenken? Wir sind verloren in dem Labyrinth der Möglichkeiten und je mehr Möglichkeiten es gibt, desto größer wird unsere Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst hat bereits einen Namen bekommen: FOMO (Fear of Missing Out). Wir sind so sehr damit beschäftigt, nichts zu verpassen, dass wir letztlich unser Leben verpassen. Daher brauchen wir eine Landkarte und die Gelassenheit, uns sicher darauf zu bewegen. Als eine dieser Landkarten haben ich das „8F-Modell der LebensBalance“ entwickelt. Es dient der ordentlichen Darstellung unserer wichtigsten Lebensbereiche. Jeder Bereich ist dann unterteilt in verschiedene Rollen, in denen wir ganz bestimmte Aufgaben haben, wenn wir diese Rollen ausfüllen wollen. Auch dabei muss die Balance gewahrt werden, denn es gibt sowohl ein „zu viel“ als auch ein „zu wenig“. Das Maß hier richtig zu wählen, gehört zu einer zentralen Aufgabe, die ich Lebensgestaltung nenne.

In welche Bereiche können wir unser Leben unterteilen?

FRIEDEN – unsere spirituelle Dimension; Glaube, Philosophie, Sinn

FREUDE – unsere Hobbys; Tätigkeiten, die uns Freude bereiten, Kultur, Sammlungen

FAMILIE – selbsterklärend; der Bereich, zu dem alle Menschen zählen, die unsere Familie sind

FREUND – selbsterklärend; der Bereich, zu dem alle Menschen zählen, die unsere Freunde sind

FITNESS – Gesundheit, Sport, Fitness, Kraft und Ausdauer

FINANZEN – die finanziellen Aspekte des Lebens; Einnahmen, Kosten, Investitionen, Vorsorge

FIRMA – unser Beruf, unsere Karriere, unser Unternehmen

FORTBILDUNG – unsere Weiterentwicklung, Aus- und Weiterbildung

 

 

In jedem Bereich haben wir unterschiedliche Rollen, in denen uns Aufgaben zufallen, die wir ausfüllen. So entsteht eine klare Struktur in unserem Leben, die wir für die Analyse, den Status und auch die Planung nutzen können:

Persönliches Leitbild der einzelnen Bereiche

Periodenzielplanung der verschiedenen Lebensbereiche

Rollen, die wir in diesem Lebensbereich einnehmen

Aufgaben, die wir hier haben

Ziele, die wir uns für diesen Lebensbereich setzen

Dieses Vorgehen schafft Klarheit und beschreibt die Bedeutsamkeit, die wir aktuell empfinden und die wir unserem Leben geben möchten. Es ist auch die Basis unseres Zeitmanagements.  

Energie Impuls KW 07 2021

ENERGIE IMPULS FÜR KW 07

EnergieImpuls KW 07 2021: Heiterkeit entlastet das Herz.

Es gibt Menschen, die jeden Tag heiter und fröhlich gestalten. Sie haben ein Gespür dafür entwickelt, wer und was in ihrem Leben die positive Energie vergiftet. So sollten wir unsere Zeit auch nicht an Sorgen und Nöte verschwenden, die wir nicht selber in der Hand haben. Wir müssen nicht mit allen Menschen fröhlich zusammenarbeiten und nicht jeder Kunde fördert unsere Heiterkeit.

Wenn wir das Wirken von Energie-Räuber beenden, wird unser Leben leichter und auch fröhlicher. Wir selber können dazu einen großen Beitrag leisten. Es ist mit der Fröhlichkeit sowie mit dem Glück. Je mehr man sie teilt, desto mehr Fröhlichkeit kommt zurück. Somit entlasten wir wirklich unser Herz und fördern unsere Gesundheit.

Wo kann ich in dieser Woche Heiterkeit üben?

 

 

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Durchstarten

Durchstarten

Es ist eine bekannte Formulierung: “Jetzt starten wir so richtig durch!” Damit ist in der Regel gemeint, dass wir etwas neu machen oder uns jetzt so richtig auf Erfolgskurs begeben wollen. Manchmal ist auch eine neue Phase des Wachstums gemeint und Ihnen fallen sicher viele eigene Projekte in diesem Zusammenhang ein. Es ist ein positiv besetzter Ausspruch, der einem ein gutes Gefühl gibt und eine sehr gute Entscheidung beschreibt.

Mit dieser Redewendung sind wir auch bei einer meiner großen Leidenschaften: der Fliegerei. 

Beim Fliegen ist das Durchstarten eigentlich kein so gutes Gefühl und auch keine so schöne Situation, denn dieser Vorgang beschreibt den Abbruch eines Landeversuchs, der fehlgeschlagen ist oder der droht, fehlzuschlagen. Das Risiko einer Landung ist zu groß und daher geht es wieder in die sichere Höhe. Bisher habe ich dieses Manöver nur trainiert und ein paarmal bei guten Sichtverhältnissen auch praktiziert. “Go around!”, ist dann die Formulierung im Funk und in einem guten Flugzeug gibt es auch einen “Go-around-Knopf”, der dem System sagt, dass die Landung abgebrochen wird und nun eine “missed approach procedure” eingeleitet wird. Das Durchstarten ist deshalb kein schönes Gefühl, denn es bedeutet für den Piloten Stress und für einen noch unerfahrenen Piloten sehr viel Stress. Aber es ist in jedem Fall eine gute Entscheidung, denn es stellt die Sicherheit in den Vordergrund. Sehr selten passieren Flugunfälle beim regulären Durchstarten. Die meisten Unfälle geschehen, weil diese Entscheidung nicht oder zu spät getroffen wurde.

Daher “bläute” mir mein lieber Trainer Jan-Peter ein, dass JEDE Landung ein “missed approach” sei – mit der Möglichkeit (im günstigen Fall) einer Landung. Dieser Satz bringt eine Haltung zum Ausdruck, oder moderner formuliert: ein Mindset. Die Haltung bedeutet “safety first”. Und die Bewertung des Durchstartens fällt unter diesem Gesichtspunkt sehr viel positiver aus.

Damit bin ich bei der Übertragung dieser Erkenntnis auf die Lebens- und Unternehmensführung. Manchmal ist es gut, den bisherigen Weg infrage zu stellen und die Entscheidung zu treffen, es noch einmal zu versuchen. Bei diesem zweiten Versuch können wir aus unseren Fehlern lernen und es jetzt besser machen. Wir sollten kurz analysieren, was schief gelaufen ist, aber mit unseren Gedanken nicht zu lange in der Vergangenheit verweilen, denn wir brauchen unsere Zeit und unsere geistige Kapazität für die Zukunft. Wie oft bedauern wir einen persönlichen Zustand oder eine Entwicklung in unserem Leben oder Unternehmen? Dabei verschwenden wir unnötige Zeit und Energie, die in der Regel negativ ist.

“Go around!”, kann so zu einem Ausruf und einer Entscheidung werden, das “Alte” abzubrechen und etwas “Neues” zu beginnen, ganz gleich, ob es sich dabei um Beziehungen, schlechte Gewohnheiten, Projekte oder um eine Unternehmensstrategie handelt. Durchzustarten ist etwas sehr Gutes, denn es gibt uns die Möglichkeit, ein besseres Leben zu leben und ein besseres Unternehmen zu gestalten. Es ermöglicht uns, aus Fehlern zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen.

Was können wir daraus für unsere Unternehmen lernen?

Der Go-Around-Workshop: Jedes Veränderungsprojekt braucht ein Start-Signal und eine klare Kommunikation. Es braucht auch einen Plan. So wie es beim Fliegen einen Plan für den “MISSED APCH” gibt, so braucht auch ein Unternehmen einen Plan, der beschreibt, was passiert, wenn ein bisheriges Vorgehen abgebrochen oder eine aktuelle Situation verändert werden soll. Allein das Bewusstsein um einen solchen Plan führt in einem Unternehmen zu einer permanenten Bereitschaft zur Veränderung. Nichts Besseres kann einem Unternehmen in einer Zeit des permanenten und schnellen Wandels passieren. Wie sieht der “MISSED APCH”-Prozess in Ihrem Unternehmen aus? 

Ich hatte in diesem Zusammenhang oben von “safety first” geschrieben und auch im Unternehmen geht es beim Durchstarten und bei der Veränderung um Sicherheit. Denn in Zeiten extremen Wandels ist es viel sicherer, sich schnell verändern zu können und eingetretene Pfade zu verlassen, als durch ein risikoscheues Nichthandeln das gesamte Unternehmen zu gefährden. 

Diese Botschaft möchte ich an alle Unternehmen senden, denen es gerade sehr gut geht. Sie mögen im letzten Jahr das beste Geschäftsjahr und auch in den letzten zehn Jahren viel Erfolg gehabt haben. Aber erinnern wir uns an den wichtigen Satz: “Wen die Götter zerstören wollen, dem schenken sie eine lange Zeit Erfolg.” 

Erfolg macht bequem, Bequemlichkeit macht träge und Trägheit führt dann zum Scheitern, denn der Markt wartet nicht auf uns. Diese Erkenntnis gilt für ein erfolgreiches Unternehmen ebenso wie für ein gesundes Leben. Sobald wir anfangen, träge zu werden, verspielen wir unsere Gesundheit.   

Die gleiche Frage könnten wir uns auch für unser Privatleben stellen, denn wir alle werden von Zeit zu Zeit vor die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoll sein könnte, etwas grundsätzlich zu verändern.

Somit ist und bleibt der Begriff “Durchstarten” etwas sehr Positives. Starten wir also von Zeit zu Zeit einmal durch und vielleicht erlebe ich das beim Fliegen ja auch einmal bei schlechtem Wetter. Dann erinnere ich mich an diese Zeilen und habe das mit Jan-Peter vorher noch einige Male trainiert. 

In einem der nächsten CDIs mache ich mir Gedanken darüber, wie wir am besten einen solchen Go-Around-Workshop gestalten können.   

Die “Grand Bold Party”

Die “Grand Bold Party”

Vor 20 Tagen schrieb ich über die “Drei Chancen der Republikaner”. Es hätte nur 17 Mutige gebraucht, die Rückgrat hätten beweisen wollen. Immerhin waren es an diesem Wochenende sieben tapfere Menschen, die ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht haben, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Die Republikaner haben ihre Chance NICHT genutzt und somit sind sie ab heute nicht mehr die “Grand Old Party” für mich, sondern sie sind zur “Grand Bold Party” geworden. Das englische “bold” bedeutet übrigens nicht nur “fett gedruckt”, sondern auch “dreist” und in der Geologie “absteigend”. Es wird jetzt einen großen Abstieg geben, insofern die amerikanische Gesellschaft mehrheitlich noch demokratisch, intelligent und anständig geblieben ist. Doch wenn eine ganze Gesellschaft kippt, dann ist dem Land nicht mehr zu helfen und im Fall der USA ist dann der Welt nicht mehr zu helfen.

Der Ausgang wurde erwartet und die Demokraten haben der ganzen Welt vor Augen geführt, welche abgrundtiefe Dummheit, Dreistigkeit und Arroganz diese einst große Partei durchzieht. Mich wundert es jetzt nicht mehr, dass dieses Land tief gespalten ist, denn ein großer Teil der Menschen hat sich einer intelligenten Diskussion entzogen. Wenn es einer großen Gruppe von Menschen gelingt, Wahrheit, Anstand, Intelligenz, Weitsicht, Offenheit, Dialogfähigkeit und Demokratie zu diskreditieren, dann ist diese Gesellschaft verloren und das geologisch Abstürzende wird zu einer Katastrophe.

Ich hatte mir ja vorgenommen, nicht so viel Politisches zu schreiben, aber ab und zu teile ich meine Gedanken dazu mit, da sie auch für das Thema Lebensführung und Unternehmensführung Relevanz haben. So frage ich mich heute – einen Tag nach dieser Blamage der Republikaner – ob ich mit einem Republikaner befreundet sein möchte. Ob meine Toleranz so weit gehen würde, die Intoleranz zu akzeptieren. Diese Frage finde ich aktuell sehr relevant, denn es gab auch in Deutschland eine Partei, die sich “Die Republikaner” nannte. Die Älteren unter uns, die in Bayern leben, können sich vielleicht erinnern. Beim Schreiben dieses Textes recherchierte ich gerade, dass es diese Partei sogar noch gibt, allerdings in völliger Bedeutungslosigkeit. Ihr Gedankengut wird aktuell von der AfD leider etwas erfolgreicher fortgeführt. 

Würde ich somit ein AfD-Mitglied in meinem Freundeskreis akzeptieren? 

Diese Frage stellt sich glücklicherweise aktuell nicht, aber sie ist mir heute wichtig geworden. Denn eine sehr laute Stimme in mir sagt “NEIN”, weil ich radikal die rechtsradikale Strömung in unserer Gesellschaft ablehne und weil ein Mensch, der sich zu einer solchen Partei bekennt, damit ja auch eine Haltung zeigt, die meiner liberalen und toleranten Einstellung um 180 Grad widerspricht. Aber da ist trotzdem auch ein “JA”, weil der politische Dialog in einer Demokratie wichtig bleibt. Wobei es sich dann ja nicht um einen Freund handeln muss. Also habe ich eine kurze Antwort gefunden.

Dennoch beschäftigt mich die Frage, was mit einer Gesellschaft passiert, wenn ein großer Teil die geltenden Spielregeln und – im Falle Trump – auch die Gesetze missachtet werden. Wenn Menschen aufgewiegelt werden und nur noch eine Meinung zählt. Was ist, wenn wir den Dialog verlieren, weil die Werte, die eine offene und demokratische Gesellschaft zusammenhalten, nicht mehr geachtet werden? Wenn das Ergebnis einer fairen Wahl nicht mehr akzeptiert wird? Das würde in anderen Worten den Tod der Demokratie bedeuten. Trump ist zum größten Looser aller Zeiten geworden und die Partei, die ihn trägt, gleich mit ihm. Dennoch spekulieren viele auf eine Wiederwahl und die FAZ von gestern schrieb treffend, dass die Demokraten mit dem Impeachment-Prozess der Welt eine sehr gefährliche Situation vor Augen geführt haben. Sie haben keine Angst, dass Trump 2024 gewinnen könnte, denn das wird er nicht. Sie weisen aber auf die berechtigte Angst hin, was passiert, wenn er wieder verliert.

Auch in unserer Gesellschaft sollten wir daher mehr als wachsam sein.   

Jeder denkt anders – der individuelle Denkstil

Endlich Montag! (Folge 6 in KW 07)

Endlich Montag KW 07 2021: Jeder denkt anders – der individuelle Denkstil

Willkommen in dieser neuen Woche voller Möglichkeiten. Wie letzte Woche angekündigt, greife ich heute eine der zehn Regeln positiver Kommunikation heraus. Diese Regel ist umfangreich und ihre Wirksamkeit sehr groß. Sie hätte letzte Woche den Rahmen gesprengt. Außerdem ist das Vier-Quadranten-Modell unseres Denkens die Grundlage von UnternehmerEnergie. 

Eine Ursache schlechter Kommunikation ist das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Denkstile. Und eine schlechte Kommunikation im Unternehmen kostet viel Geld. In besonderen Situationen kostet eine schlechte Kommunikation sogar Menschenleben. Daher ist es so wichtig, sich mit dem eigenen Denkstil zu beschäftigen. Letzte Woche schrieb ich von den zehn Regeln positiver Kommunikation.

 

  1. Regel: Achten Sie auf den Denkstil.
    Grundlage von UnternehmerEnergie ist das Vier-Quadranten-Modell unseres Denkens. Menschen sind sehr unterschiedlich und Gleiches gilt für ihr Denken. Die einen sind sehr sachlich, die anderen strukturiert, die nächsten eher emotional und wieder andere ganzheitlich und kreativ … Machen Sie sich das auch in den Gesprächen dieser Woche bewusst. Mehr dazu gibt es am nächsten Montag (also heute).

 

Was waren Ihre drei Kommunikationsregeln in der letzten Woche?

The four-color, four-quadrant graphic and Whole Brain® are registered trademarks of Herrmann Global, LLC.

Das Vier-Quadranten-Modell des Gehirns 

Dieses Modell ist eine Metapher, die sehr gut und anschaulich unser Denken systematisiert. Es wurde von dem amerikanischen Berater Ned Herrmann für die Personalentwicklung bei General Electric entwickelt. Das Analyse-Werkzeug heißt HBDI® (Herrmann Brain Dominanz Instrument) und besteht aus Fragen, die zu einem Denkstil-Profil führen. Die Grundlagen entstammen der frühen Hirnforschungen rund um die Wissenschaftler Paul D. MacLean und Roger Wolcott Sperry. Letzterer wurde 1981 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. 

HBDI® nutzt das Hemisphären-Modell von Sperry sowie das Konzept des dreieinigen Gehirns von MacLean und beschreibt vier Quadranten. Die beiden rechten Quadranten entsprechen dabei den Denkfunktionen des rechten Gehirns und die beiden linken Quadranten entsprechen der linken Hemisphäre. Die beiden oberen (cerebralen) Quadranten bilden die Fähigkeiten unseres Neokortex ab, die beiden unteren (limbischen) unsere Gefühle und eher praktischen Fähigkeiten. Allen Kritikern eines auf diese Weise vereinfachten Systems möchte ich hier zustimmen. Unser heutiger Kenntnisstand über das sehr komplex aufgebaute Gehirn widerlegt die Ursprünge der Hirnforschung. Trotzdem ist es eine schöne und plastisch vorstellbare Herleitung sowie eine sehr gute Darstellung unterschiedlicher Denkstile. Das HBDI ist ein wirksames Werkzeug für Selbsterkenntnis, Kommunikation, Führung und viele andere Fähigkeiten, die in der Unternehmensführung eine Bedeutung haben. Daher sind wissenschaftliche Herleitungen heute weniger angebracht, denn die reine Funktionsweise unseres Gehirns nutzt in neuronaler Vernetzung die Ressourcen aller Hirnbereiche auf eine situative Weise.

Das Vier-Quadranten-Modell – oder auch Whole-Brain-Modell – unterscheidet verschiedene Denkstile, die vier Quadranten zugeordnet werden:

Quadrant A (blau): Der rationale Denkstil; logisch, analytisch, zahlenorientiert 

Quadrant B (grün): Der strukturierte Denkstil; organisiert, detailliert, sequenziell

Quadrant C (rot): Der emotionale Denkstil; emotional, mitfühlend, mitteilsam

Quadrant D (gelb): Der konzeptionelle Denkstil; kreativ, ideenreich, ganzheitlich

 

Mit dem HBDI® werden die gemischten Präferenzen eines Denkstils dargestellt. Dies ist nicht nur nützlich für die Selbsterkenntnis, sondern auch für die Interaktion mit anderen Menschen, denn uns wird sehr schnell bewusst, wie unterschiedlich wir kommunizieren und Aufgaben erledigen.  

Wichtig ist, zu wissen, dass jeder Denkstil in einem Unternehmen gebraucht wird und daher wichtig ist. Es gibt keine guten oder schlechten Denkstile, sondern eher einfache und schwere Aufgaben bezogen auf den jeweiligen Denkstil. UND: Das HBDI® misst nicht die Kompetenz eines Menschen. Auch wenn wir einen sehr niedrig ausgeprägten Quadranten haben, können wir sehr viel Kompetenz in diesem Quadranten entwickeln. Die Frage ist dann allerdings, ob die hier entstehenden Aufgaben uns auch Spaß machen.

Wie schätzen Sie Ihren Denkstil ein?

Ich habe in Unternehmen schon oft erlebt, dass sich die Kultur deutlich in Richtung gegenseitige Empathie und Verständnis entwickelt, wenn die Auswertungen freiwillig veröffentlicht werden. Die Anwendungen sind vielfältig und das Thema ist so umfangreich, dass es hierzu ein EnergiePapier (Whitepaper) und ein Video von mir geben wird. 

In diesem Sinne wünsche ich eine aufmerksame Woche mit individuellem Denkstil und in guter Energie.

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LIEBE

LIEBE

Ich habe den Eindruck, der Valentinstag wurde von Blumenhändler*innen und Schmuckverkäufer*innen erfunden. Einmal im Jahr laufen wir Männer los und meinen, unser schlechtes Gewissen freikaufen zu können. Wenn es um die Liebe geht, dann sollte jeder Tag Valentinstag sein, denn die erste Regel der Liebe lautet: Liebe muss gepflegt werden.

Liebe ist wie die wunderschönste Pflanze in unserem Garten (oder für die Männer: das schönste Auto in der Garage). Nie kämen wir auf die Idee, diese Pflanze nicht zu gießen. Wir würden unsere ganze Energie einsetzen, damit es dieser Pflanze gut geht. Warum passiert das so selten mit der Liebe?

Ich mag den Valentinstag, denn er bringt diese Tatsache immer wieder in unser Bewusstsein. Und er führt dazu, dass jemand wie ich sich Gedanken über die Liebe macht. Die Liebe ist dabei ein so großes Thema, dass hieraus mein erstes “White-Paper” und kleines “Werte-Buch” entstanden ist.

Daher liebe Frauen und Männer: Strengt Euch deutlich mehr an!
Womit wir beim romantischen Teil der Liebe wären: Liebe braucht Rituale.

Es reicht einfach nicht aus, einmal im Jahr eine Liebeserklärung abzugeben. Das Minimum ist einmal pro Tag! Und hierfür gibt es unendlich viele Möglichkeiten, denn diese Form der Liebe ist die stärkste Verbindung und die größte Wertschätzung, die wir einem Menschen entgegenbringen können. Diese Verbindung muss natürlich gepflegt werden – jeden Tag! 

Rituale der Liebe: Zeit, liebevolle Gespräche, Aufmerksamkeit, Komplimente, dem anderen das Gefühl geben, dass er oder sie bedingungslos o.k. ist (Regel: Liebe ist bedingungslos.), das er oder sie der schönste und wunderbarste Mensch für uns ist. Sagen und zeigen Sie es – starten Sie heute und machen Sie es dann jeden Tag. Andere wichtige Rituale sind eine zährtliche Umarmung, ein liebevoller und auch ein leidenschaftlicher Kuss. Bei den Aufmerksamkeiten sind kleine Nachrichten und Zettel mit liebevollen Botschaften viel wichtiger als teure Geschenke. Nichts gegen teure Geschenke, ich möchte die Diskussion hier gar nicht aufmachen oder das eine gegen das andere ausspielen. Aber machen Sie sich bewusst, dass bei jeder kleinen und kreativen Aufmerksamkeit das Wertvollste mitschwingt, das Sie zu bieten haben: Lebenszeit. Und wenn die Liebe das wichtigste und stärkste Gefühl auf dieser Welt ist, dann verdient sie die Investition unserer Lebenszeit. Liebe lebt von der Zeit, die wir in sie investieren. 

Liebe bedeutet, verbunden zu sein und sich zu verstehen.

Klingt vielleicht banal, ist aber extrem wichtig. Daher machen wir Ihnen im SchmidtColleg auch das Angebot, in Ihre eigene Denkstilanalyse und in die Ihres Partners, Ihrer Partnerin zu investieren. Verständnis bedeutet nicht immer, einer Meinung zu sein. Das wäre ja langweilig. Liebe ist der Zustand, in dem zwei reife Menschen die Entscheidung getroffen haben, Probleme gemeinsam zu lösen, die sie alleine nicht hätten.

Auch wenn das nicht immer leicht ist, so ist es doch die schönste Lebensform und ich wünsche allen Paaren eine tiefe und innige Liebe, auf dass Sie sich immer wieder neu ineinander verlieben.

Das ist ein kleiner Überblick über die Gedanken, die ich mir heute, an diesem schönen Tag gemacht habe. Mehr dazu in meinem Buch. Wenn es Sie interessiert, melden Sie sich beim SchmidtColleg und folgen Sie unserer einfachen Anmeldung. 

Und da ich von meiner großen Liebe gerade heute räumlich getrennt bin, widme ich ihr diesen Text.

 

P.S. Übrigens ist das mit der Liebe zum Partner so wie mit der Fürsorge für das eigene Unternehmen und seine Mitarbeiter.

Auch die muss gepflegt werden, braucht Rituale, ist bedingungslos, lebt von der Zeit, die Sie investieren und bedeutet, verbunden zu sein, um sich zu verstehen …

 

Wa(h)re Redner – Teil 3

Wa(h)re Redner – Teil 3

In diesem CDI möchte ich meine Gedanken über meine eigene “Branche” der “Speaker” fortsetzen. Ich bin der Meinung, dass es sich um keine eigene Branche handelt und diese gerade künstlich geschaffen wird. Da ich die Motive dahinter kenne, ist diese Entwicklung für mich nachvollziehbar. Gerade mit den Branchen, die künstlich geschaffen wurden, wird das meiste Geld verdient. Ob es eine “Branche” der Shortseller wirklich braucht, ist eine andere Frage. Das betrifft auch Finanzderivate, die kein normaler Mensch versteht, manchen Strukturvertrieb oder das MLM (Multi-Level-Marketing). Das alles sind Geschäftsfelder, mit denen wir uns an einer anderen Stelle beschäftigen können. 

Ich möchte hier im Rahmen meiner Gedanken über “Wa(h)re Redner” einige Typen von Speakern vorstellen, so wie ich sie kennengelernt habe: 

Die Business-Experten

Sie führen dem Publikum oft eine perfekte Karriere als Unternehmer*in vor und sprechen viel von eigenen Erfolgen. In eher seltenen Fällen entsprechen die Geschichten der Wahrheit des harten Alltags. Hier handelt es sich dann um wirklich gute Redner. Irgendwelche Heilsversprechen, Abkürzungen, goldene Regeln oder viele bunte Bilder kommen bei echten Unternehmer*innen daher auch nicht an. Die Geschichten aus der Welt der Wirtschaft sind unterhaltsam und eindrucksvoll. Oft geben sie gute Tipps und regen zum Nachdenken an. Bei einer Fragerunde trennt sich dann immer die Spreu vom Weizen. Angelesenes Wissen ist eben nicht praktisches Wissen.

Die Unternehmer*in

Meine Lieblings-Redner. Sie haben eine echte Geschichten zu erzählen und sprechen dabei von den Höhen aber auch Tiefen ihrer eigenen Karriere. Oft können die Zuhörer gerade von den Rückschlägen viel lernen, wenn die Berichte authentisch sind und nicht einem Show-Effekt dienen. Aus den Erfahrungen können die Zuhörer lernen. Diese Reden sind rhetorisch nicht immer die besten, was aber gar nichts ausmacht, wenn die Rede lebhaft und authentisch ist. Langweilig sollte es jedoch nicht werden. In den Fällen empfehle ich eine Rhetorik-Ausbildung und viel Praxis.

Die Akademiker

Geballtes Wissen, oft ohne praktische Relevanz. Diese Redner gehören in ihrem Fachgebiet oft zu den Besten, bleiben jedoch meist auf einer Meta-Ebene, die für den Zuhörer nicht wirklich nützlich ist. Häufig wird reines Wissen ohne praktische Relevanz und Unterhaltungswert als Key-Note vermittelt. Wenn es sich um einen Fachkongress handelt und die Zuhörer echte Experten sind, dann sieht die Welt anders aus. So habe auch ich meine Karriere als Redner begonnen. Wen wunderte es, dass meine ersten Jahre dann gruselig theoretisch gewesen sind. Immerhin haben diese Menschen Kompetenz, die sehr gut vermittelt werden könnte. Kompetenz ohne Performance hat Potenzial und diese Performance kann trainiert werden. Performance ohne Kompetenz ist für die Bühne sinnlos.

Die Sportler

Berühmte Menschen aus dem Spitzensport, die viel über Motivation und Disziplin erzählen können. Wenn das der Gegenstand ihres Vortrags ist, dann sind es oft unterhaltsame und wertvolle Impulse. Viele Backstage-Geschichten sind für das Publikum interessant und der Promi-Bonus unterstreicht die Attraktivität. Sie sollten allerdings bei ihrer Kernkompetenz bleiben und aus echter Leidenschaft heraus reden. Oft habe ich das anders erlebt und diese Vorträge waren dann auch echte Zeitverschwendung. 

Die Politiker

Immer mehr Spitzenpolitiker werden nach ihren öffentlichen Ämtern zu Rednern. Alle ihre Thesen und Ansichten sind bekannt und wenn sie für diese nach ihrer Karriere auch noch große Geldbeträge bekommen, dann spricht das nicht gegen sie, sondern eher gegen die Menschen, die dafür Geld bezahlen. Aber auch hier gilt: Wer aus Film und Fernsehen, von YouTube und Instagram sehr bekannt ist, der hat einen finanziellen Vorteil bei Vorträgen. Das Publikum darf allerdings nicht der Illusion erliegen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern sollte sich auf den ausgeprägten Promi-Bonus konzentrieren.

Die Berater oder Coaches

Die schlechtesten Vorträge habe ich von Unternehmensberatern gehört. Sie sollten ihrer Kompetenz treu bleiben und beraten, statt zu versuchen, Reden für die Akquise zu missbrauchen, was ein häufig praktizierter Missstand ist. Gute Berater verfügen über eine praktische Kompetenz, aber selten über die didaktische Fähigkeit, diese auch gut darstellen zu können. Das ist eher die Regel und liegt in der Natur dieses Geschäftsmodells. Einem Coach geht es ähnlich. Beide, der Berater wie der Coach, sind das Eins-zu-eins-Gespräch gewohnt, oder das Arbeiten mit kleinen Gruppen. Die Bühne ist ein ganz anderes Arbeitsumfeld und hier gelten auch andere Regeln.

Die Geistlichen

Die besten und unterhaltsamsten Vorträge habe ich von echten Geistlichen gehört, die dabei auch wirklich humorvoll waren – vor allem, wenn sie sich selbst nicht ganz so ernst nehmen. Oft haben sie auch die niedrigsten Honorare, die direkt an den Orden oder eine wohltätige Stiftung gehen. Es gibt Ausnahmen, meist auch bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, aber diese Reden waren dann auch weniger beeindruckend.

Die spirituellen Gurus

Eine zunehmend größere Gruppe von Speakern und auch Influencern “hilft” den Menschen auf der Suche nach Sinn und Erfolg. Sie präsentieren sich als Life-Coach, Motivations- oder Erfolgstrainer. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich gleich bei allen drei “Berufsbezeichnungen” um Schwachsinn handelt, verkünden sie uns die “Geheimnisse des Lebens”. Sie treten in die Lücke, die bei vielen Menschen entstanden ist, als die Religion ihre Bedeutung verloren hat. Daher ist die Botschaft letztlich immer gleich: “Du bist Dein eigener Gott”. Ich kenne sehr viele von diesen Gurus persönlich, auch die “ganz großen Stars”. Ihre Arbeit mag viele Menschen inspirieren und in manchen Fällen auch einen positiven Nutzen bringen. Daher werden diese Fälle ja auch ganz groß präsentiert. Über die Risiken und Nebenwirkung spricht in diesem Zusammenhang aber niemand. Als Arzt finde ich das verantwortungslos. Sie können sich gerne als sehr erfolgreich darstellen und es meinetwegen auch gerne sein. Den Zuhörern sollte aber klar sein, dass sie zu der Herde gehören, die diesen “Erfolg” erst möglich gemacht hat. Wenn man es so sieht, eigentlich schon wieder ein lustiges Geschäftsmodell.

Mit den spirituellen Gurus und Motivationstrainer*innen geht es nächste Woche im Teil 4 weiter.

 

Die Motivationstrainer

Neben dem Speaker ist dieser Begriff ebenfalls schon zu einer eigenen Berufsbezeichnung geworden. Auffallend ist die extrem dünne Kompetenz, denn jeder einigermaßen gebildete Mensch könnte eine solche Show nicht bieten. Beeindruckend ist dabei für mich, dass durchaus gebildete Menschen ihre größten Fans sind. Sie verkünden die “Prinzipien des Erfolges” und machen schnell schön, glücklich und erfolgreich. Bei den spirituellen Gurus habe ich schon mehr darüber geschrieben. Es ist erstaunlich, wie weit eine Gruppendynamik geht und wie schnell sich erwachsene und gebildete Menschen sehr unreif verhalten. Wer gerne einmal die Dynamik von Rhetorik in großen Menschenmengen erleben will, der kann es mal ausprobieren. Mir wurde dabei Angst und Bange. Immerhin konnte ich danach die düsteren Kapitel unserer eigenen Geschichte besser verstehen. Immer dort, wo eine Menschenmenge “aufgepeitscht” wird, sollten wir unsere Füße in Richtung Ausgang bewegen und rennen, was das Zeug hält. 

Die Finanzexperten

Sie erklären uns die Börse und wie wir in nur 20 Minuten pro Woche ein Vermögen verdienen können. Die meisten verwenden viele Begriffe des Kapitalmarktes (meistens falsch) und haben immer ein sofort buchbares Programm dabei, das aus einfachen Hausfrauen und -männern in nur sieben Tagen Börsenexperten machen. Sie versetzen ihre Zuhörer in Staunen, wenn sie darüber berichten, dass Aktien auch verliehen werden können. Über die damit verbundenen Risiken erzählen sie aber nichts. Die Shortseller freut das, denn diese Experten verdienen Millionen mit der Leichtgläubigkeit des Publikums und mit diesen Verkäufern an ihrer Seite. Die moralischen Standards sind eher im Keller anzutreffen. Nicht umsonst ist Jordan Belfort (Wolf of Wall Street) ihr großes Vorbild.

Die Fitness-Trainer

Ihnen gehört ein großer Markt, denn wir alle wollen fit und gesund sein – und bleiben. Meistens haben diese Speaker ihr ganzes Leben lang Sport getrieben und nehmen sich auch heute viel Zeit dafür. So verwundert es nicht, dass die Begeisterung für das von ihnen vorgestellte Allgemeinwissen groß ist. Die Ergebnisse bleiben trotzdem meistens dürftig, was gut fürs Geschäft ist, denn die Zuhörer, die es nicht schaffen, kommen ja wieder. Es wird immer deutlich betont, dass die Methode wirkt (siehe das eigene Beispiel), aber die Anwender eben zu wenig Disziplin hatten. Selten wird jedoch die Methode in Frage gestellt. Könnte es sein, dass die Zuhörer o.k. sind, aber die Methoden nicht? Wie in jeder hier dargestellten Kategorie gibt es auch viele gute Trainer, die verstehen, dass unfitte und dicke Menschen einen anderen Weg brauchen und die ihnen diesen Weg auch zeigen können. Gehen müssen wir ihn letztlich immer selbst.  

Die Entertainer und Kabarettisten

Sie haben es drauf, einen Saal zu fesseln und in gute Stimmung zu versetzen. Oft ist ihr Humor genial und wirklich lustig. Wenn sie ihre Unterhaltung auch noch mit echten und guten Inhalten anreichern, dann werden daraus richtig gute Vorträge. Ihre Qualität ergibt sich aus ihren Erfahrungen. Es gibt jetzt viele “Speaker”, die auch das ganz schnell lernen wollen. Humortraining ist angesagt: Aus wirklich un-lustigen Menschen sollen plötzlich lustige werden, die dabei auch noch vorgeben, authentisch zu sein. Die guten Entertainer haben viele Jahre auf kleinen Bühnen hinter sich und die Liebe zum Publikum bewahrt. 

Die Neulinge

Jeder Markt braucht frisches Blut. Redner zu sein, ist kein Beruf, den man direkt anstrebt. Der Nachwuchs kommt aus anderen Bereichen. Viele Nachwuchskräfte haben schon wirklich etwas zu sagen und so gibt es viele junge Redner, die wirklich gut sind. Von der großen Gruppe der “Speaker”, die auf die Heilsversprechen ihrer Mentoren hereingefallen ist, werden wir auf den wirklichen Bühnen eher wenig hören.   

Die Diven und Narzissten 

Sie kommen in jeder Kategorie vor und nutzen die Bühne, um allen zu erzählen, wie cool sie selbst sind. Meistens fallen dann auch noch Begriffe wie “Demut” und “in aller Bescheidenheit”, gepaart mit Appellen aus Glückskeksen und den üblichen Zitaten. Solche Redner werden übrigens reihenweise während der Rede von der Bühne geholt. Für ein gutes Publikum sind sie unerträglich. Unter ihresgleichen können sie punkten. Die nicht existente Kompetenz verschwindet hinter einem gigantischen Ego. “Superlativ ersetzt Adjektiv” ist ihre Devise. So kann man es immerhin bis zum Präsidenten der Vereinigten Staaten bringen. Mal sehen, wann dieser “Speaker” wird.

Daher komme ich zu dem Schluss, dass “Speaker” keine Branche im eigentlichen Sinne ist.

Richtige Redner kommen aus einer anderen Disziplin und haben so viel zu sagen, dass man ihnen gerne zuhört. Wenn Speaker nur Speaker sein wollen, weil es ihrem Traum entspricht, wenig zu arbeiten und viel Geld zu verdienen, Anerkennung zu bekommen und interessante Menschen kennenzulernen, dann handelt es sich um einen großen Webfehler, der in den Kreisen der Speaker gerne weichgespült wird. 

Leider stellen sich auch kompetente und wirklich gute Redner gemeinsam mit Diven und Selbstdarstellern auf eine Bühne. Das ist für sie vielleicht kurzfristig nützlich, aber langfristig würde ich mir da eher Sorgen machen. Ein wahrer Redner zu sein, gleicht einem Marathon. Viele wollen gerne einen Sprint daraus machen. Das passiert im großen Stil und ist keine gute und nachhaltige Sache. Es ist eine Aufmerksamkeits-Blase, die gerade entsteht, so wie an den Börsen. Alle sind im Fieber und im Motivations-Wahn. In guten Zeiten können wir uns das leisten – aber für die immensen Herausforderungen, die vor uns liegen, ist diese Entwicklung sehr negativ. Sie hat bereits dem Image, ein “Speaker” zu sein, geschadet. 

 

UE5.0:// Wie können wir das HBDI-Profil besser in der Praxis nutzen?

UE5.0:// Wie können wir das HBDI-Profil besser in der Praxis nutzen?

„Es gibt keine guten oder schlechten Denkstile.
Es gibt für jeden Denkstil nur leichtere und schwerere Situationen.”
Cay von Fournier

Neben der Werteorientierung ist das Vier-Quadranten-Modell eine zentrale Grundlage von UnternehmerEnergie. Jeder Teilnehmer erhält sein ganz individuelles HBDI-Profil. Die Erkenntnisse im Seminar sind groß und wenn Kollegen oder Partner dabei sind, dann führt das immer zu einem sehr konstruktiven Dialog und zu mehr Verständnis füreinander. Dabei wird schnell offensichtlich, dass ein Unternehmen ALLE Denkstile braucht. Daher arbeite ich auch sehr gerne mit diesem Werkzeug.

  • Blauer Denkstil (A) Das rationale Denken fördert Klarheit und Messbarkeit.
  • Grüner Denkstil (B) Das strukturierte Denken fördert Prozesse und Ordnung.
  • Roter Denkstil (C) Das emotionale Denken fördert die Kultur und Stimmung.
  • Gelber Denkstil (D) Das konzeptionelle Denken fördert das Leitbild und Marketing.

Das ist nur eine sehr grobe Übersicht und die Aussagen des HBDI sind vielfältig. Auch ist die wissenschaftliche Grundlage belegt, sie hat sich aber auch mit vielen neuen Erkenntnissen weiterentwickelt, wobei das HBDI durch diese Entwicklungen nichts von seiner praktischen Wirksamkeit verloren hat. Ganz im Gegenteil. Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften machen nur noch deutlicher, wie unterschiedlich verschiedene Menschen an eine Aufgabe herangehen und wie viele Faktoren dabei eine Rolle spielen. Bei einer Nutzung des HBDI im Alltag ist es daher besonders nützlich, sich diese Zusammenhänge immer wieder bewusst zu machen. 

Welche Ideen gibt es für die ganz konkrete Umsetzung?

  • Es beginnt mit der Visualisierung. Hängen Sie Ihr Profil als Vorbild an Ihre Tür, unter Ihr Namensschild (wenn es eins gibt), malen Sie es sich an die Wand oder beschriften Sie Ihre Kaffeetasse. Es gibt auch schöne Aufsteller für den Tisch, in die man die DinA5-Variante gut einklipsen kann. Wenn Sie Namensschilder auf der Kleidung tragen, können sie Ihr HBDI einweben lassen usw. Die Visualisierung erinnert uns immer wieder daran, die Erkenntnisse zu nutzen, die wir im Seminar gewonnen haben.
  • Malen Sie Ihr Team-Profil an die Wand oder machen Sie ein Bild daraus, das sie aufhängen können (gerne künstlerisch = wertvoll). Oder Sie drucken es großformatig aus und rahmen es ein. Team-Profile erhalten Sie vom SchmidtColleg.
  • Nutzen Sie die Farben für die Strukturierung der Jahreszielplanung. Ich habe schon bei einigen Unternehmen die JZP auf die Grafik der 4-Quadranten-Logik projiziert. Ein Poster oder ein Flipchart können Sie ebenfalls beim SchmidtColleg bekommen.
  • Auch ein kleiner Workshop, in dem Sie mit Ihrem Team über die Anwendung von HBDI sprechen und Ideen sammeln, ist sinnvoll.
  • Das Leitbild sollte einmal unter dem Aspekt HBDI und Werte durchleuchtet werden, denn manche Werte sprechen bestimmte Denkstile eher an, wie zum Beispiel ORDNUNG oder INNOVATION. Hier ist die Zuordnung besonders deutlich und so kann die Diskussion Gegenstand eines eigenen kleinen Workshops werden.
  • Die Nutzung des HBDI in ganz unterschiedlichen Werkzeugen von UnternehmerEnergie bietet sich an. Etwa bei Aufgabenplanung, Einstellungs-Filtern, Mitarbeitergesprächen … um nur ein paar Beispiele zu nennen. 
  • Geben Sie jeder Woche eine andere Farbe und achten Sie in dieser Woche ganz besonders auf die Aspekte dieses Denkstils und auf die Mitarbeiter, denen dieser Denkstil wichtig ist.

Das waren nur ein paar kleine Impulse, um das schöne und wirksame Werkzeug HBDI in den Alltag eines Unternehmens einzubauen. Sie können auch gerne HBDI-Profile beim SchmidtColleg nachbestellen. Es gibt außerdem rund um den Valentinstag eine ganz besondere HBDI-Aktion. Wundern Sie sich daher nicht, wenn es auch am Sonntag um das Thema Liebe und Denkstil gehen wird. Ich verweise auch auf meinen nächsten Newsletter “Endlich Montag”; hier tauche ich dann ein bisschen tiefer in das Vier-Quadranten-Modell ein. 

Und noch in eigener Sache.

Wenn Ihnen meine CDIs gefallen, empfehlen Sie sie bitte weiter. Senden Sie uns Empfehlungen (E-Mail-Adressen) von Menschen, für die diese Impulse auch nützlich sein könnten. Wir werden diese dann DSGVO-konform einladen. Ich würde mich sehr darüber freuen, denn diese Arbeit mache ich sehr gerne und stelle meine Gedanken kostenfrei zur Verfügung. Es wäre schön, wenn möglichst viele Menschen daraus einen Nutzen ziehen könnten.

Wa(h)re Redner – Teil 2

Wa(h)re Redner – Teil 2

Der wahre Redner, der Kompetenz und Erfahrung vermittelt, wird gerade zu einer – nicht als solches wahrgenommenen – Ware. Das liegt daran, dass die Heilsversprechen der anderen Speaker” immer lauter und grotesker werden (In zwei Tagen zum eigenen Buch”, In einer Woche zum Expertenstatus”, perfekter Internetauftritt”) und große Energie in die Verpackung und Vermarktung dieser Heilsversprecher” gelegt wird. Früher musste man sich für eine solche Oberflächlichkeit und Substanzlosigkeit schämen und kein Mensch hätte damit Geschäfte gemacht. Es kamen auch nur wenige auf die Idee, so wenig Inhalt so aufwendig zu verpacken. Die Zeiten haben sich geändert. Heute gehören solche Versprechen zum Standard-Marketing-Repertoire. 

Aber schauen wir uns die Grundbedürfnisse etwas näher an. Warum brauchen wir so viele Gurus und Heilsversprecher, die letztlich alle das Gleiche sagen: Du kannst es schaffen!”; Du bist großartig!”; “Du bist der Schmied des eigenen Glücks!”. Der Fehler steckt hier im Detail, denn diese Aussagen sind ja nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Hinzu kommt der Faktor, dass Kompetenz recht schlecht bezahlt wird und Gänsehaut” sehr gut. Gesucht werden letztlich Entertainer” – es geht ja auch um Storytelling und Begeisterung. Menschen wollen lachen, wenn sie sonst nicht viel zu lachen haben. Oder besser noch, sie wollen weinen, da sie so die eigene Empathie in ihrer abgestumpften Seele wiederfinden. Das ist alles auch nicht schlimm und wir kennen das aus Theater, Film und Kabarett. 

Eigentlich geht es um den Ersatz der Religion. Da viele Kirchen leer stehen und Volksreligionen ihre Gläubigen verlieren, brauchen die Menschen einen Ersatz. Gott ist tot!”, das wusste schon Nietzsche – und wir haben diesen Gott getötet. Aber wer tritt an seine Stelle? Ganz einfach: wir selbst, indem wir Schöpfer unseres eigenen Glücks werden und uns unseren Sinn selbst geben. So lautet die Botschaft der Motivations-Gurus. Aber Vorsicht ist geboten: Denn wenn wir leichtfertig alles glauben, werden wir am Ende schwerer klug. Und gerade heute sind Inhalt und echte Lösungsansätze wichtiger denn je. 

Wir werden zum Homo Deus”, wie Yuval Noah Harari in dem gleichnamigen Buch schreibt. Wir machen uns zu unseren eigenen Göttern und viele selbsternannte Gurus sind die Priester dieser neuen Religion. Zwar sind wir aktuell sehr unzufrieden, ziellos und auch verantwortungslos gegenüber unserer Gemeinschaft und unserem Planeten, aber das macht uns nur noch empfänglicher für jede Form des externen Erfolgs- und Motivationscoachings. Wir sind Experten, auch wenn wir keine Kompetenz haben. Wir schreiben Bücher, auch wenn wir nichts wissen. Wir werden Speaker, auch wenn wir nichts zu sagen haben. Dafür gibt es ja die Ghostwriter und Speaker-Coachings, eine aktuell expandierende Branche. Wer will es den Leuten verdenken, sie bemühen ja selbst den Vergleich zum großen Goldgräber-Rausch, in dem diejenigen am besten verdienten, die das Werkzeug verkauft haben. Aber wie damals wird das auch viel Enttäuschung produzieren. 

Harari schließt sein erstes Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit” mit der Frage: Was gibt es eigentlich Schlimmeres als unzufriedene und verantwortungslose Götter, die nicht wissen, was sie wollen?” Selten war eine Analyse so scharf und treffend. Daher braucht es ja auch Speaker, denn sie sagen uns, was wir wollen sollen und sie zeigen uns den Weg dorthin. Sie bekunden, dass es der Sinn ihres Lebens ist, andere Menschen wachsen zu sehen. Be brilliant” ist der Schlachtruf einer neuen Zeit. Und wenn Du es dann noch nicht bist, dann braucht es nur noch ein bisschen Training, bis Du in wenigen Wochen zum Experten geworden bist oder in sieben Jahren die erste Million verdient hast. 

Ich kenne den Markt und die meisten Akteure gut, jedenfalls die, die länger als ein paar Monate aktiv sind. Ich kenne die Heilsversprechen und ich kenne die Auswirkungen in den realen Unternehmen, die ich schon manches Mal erleben musste. Oft ist der Schaden groß, aber darüber werden keine Bücher geschrieben – leider. 

Nun, was machen wir jetzt daraus? 

Ich freue mich über jeden neuen Redner, der echt etwas zu sagen hat. Dem es erst um den Inhalt und dann um die Verpackung geht. Vielleicht brauchen gerade die Menschen, die sich bescheiden mit Inhalt beschäftigen und echte Experten sind, mehr Mut, das nach außen zu tragen. Und diejenigen, die noch keine Experten sind, brauchen etwas mehr Bescheidenheit und deutlich mehr Erfahrung. Ich wünsche mir viele neue echte Experten und gute Redner, denn die Welt braucht sie. Aber sie werden gebraucht, um die großen Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Es geht weniger um uns selbst, als vielmehr um die Vision, für eine bessere Welt zu kämpfen. Es geht weniger um uns selbst, als vielmehr um die Menschen, die uns zuhören. Wenn diese einen echten Nutzen aus unserer Rede ziehen und nicht nur eine kurzfristige Unterhaltung, dann spreche ich von wahren Rednern.