Endlich Montag! (KW 43) Emotionales Dilemma

Guten Morgen und willkommen zu meinem neuen „Endlich Montag“-Newsletter! Heute habe ich mir ein besonderes Thema ausgedacht, das oft in seinen Auswirkungen unterschätzt wird. Aus verständlichen Gründen wird dieses Thema schöngeredet und gefährdet dennoch den Erfolg eines Unternehmens. In meinen zahlreichen Coachings kommt es immer wieder zur Sprache. Es geht um das „emotionale Dilemma“, wenn Familienmitglieder im eigenen Unternehmen arbeiten. Was auf den ersten Blick als Vorteil erscheinen mag – Vertrauen, Verbundenheit – bringt in der Praxis oft Herausforderungen mit sich, die sich auf die Kommunikation, den Arbeitsalltag und die emotionalen Dynamiken auswirken. Ich habe an dieser Stelle ganz bewusst kein „richtig“ oder „falsch“ und auch keine konkrete Empfehlung, da jede Situation unterschiedlich ist und Familienunternehmen erfolgreich das Rückgrat unserer Wirtschaft sind. Die Konstellationen sind vielfältig: In einer Patchwork-Familie arbeiten die Halbgeschwister und haben unterschiedliche Verantwortung bekommen. Die Spannungen sind vorprogrammiert. Die Frau vom Chef will eine ganz normale Mitarbeiterin sein und wundert sich, dass sie so nicht beim Team ankommt. Sie wird immer „die Frau vom Chef“ sein. Oder ein Mann steigt bei seiner Frau ein und beansprucht einen bestimmten Status, der eigentlich erst erarbeitet werden müsste. Es gibt so viele Beispiele.. Hinzu kommen die unterschiedlichen Formen der Nachfolge.

Was ist das eigentliche Problem?

 

  1. Eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten

Wenn berufliche und private Beziehungen eng miteinander verwoben sind, wird es schwer, klare Kommunikationsstrukturen aufrechtzuerhalten. Was im Geschäftsalltag als direkte und sachliche Rückmeldung nötig wäre, wird durch private Rücksichtnahme oder emotionale Nähe oft abgemildert oder gar vermieden. Dadurch leidet Klarheit und oft auch die nötigen Konsequenzen. Diese „Schonhaltung“ verhindert ehrlichen Austausch und führt dazu, dass Themen unter den Tisch fallen, die dringend angesprochen werden müssten.

 

  1. Schwierige Feedback-Situationen

Konstruktives Feedback ist in jeder Arbeitsumgebung wichtig, doch sobald Familienmitglieder betroffen sind, wird es schwierig. Kritik, selbst wenn sie wohlmeinend ist, kann als persönliche Zurückweisung empfunden und emotional überbewertet werden. Hier wirken unterschiedliche psychologische Kräfte. Der Satz: „Nehme es bitte nicht persönlich.“ ist wirkungslos und durch seine Verneinung sowieso in jeder Situation unwirksam. Was in einer sachlichen Beziehung vielleicht als Ansporn gilt, wird in einer familiären Konstellation schnell als Angriff oder Ungerechtigkeit wahrgenommen. Das hemmt die Entwicklung und gefährdet die Professionalität im Unternehmen.

  1. Emotionale Interaktion im Sinne von schlechter Laune

Auch die emotionale Stimmungslage wird in diesen Konstellationen oft kompliziert. Eine schlechte Laune, die aus privaten Umständen resultiert, schwappt leicht in den beruflichen Alltag über. Der Trennung von „Privat“ und „Beruf“ sind enge Grenzen gesetzt, und plötzlich leidet die gesamte Teamdynamik unter einer gereizten Stimmung, die nichts mit der eigentlichen Arbeit zu tun hat. Es ist ein sehr schmaler Grad und daher sind solche Situationen oft herausfordernd. Natürlich kann auch das Gegenteil sehr motivierend wirken. Wertschätzung, Liebe, Respekt sind Kräfte, die in positiven Situationen eine Zusammenarbeit beflügeln können. 

  1. Erwartungshaltungen, die über das Fachliche hinausgehen

In Familienunternehmen erwarten wir oft mehr von unseren Angehörigen als von normalen KollegInnen: mehr Engagement, mehr Verständnis, mehr Loyalität. Das führt jedoch schnell zu Spannungen, da diese Erwartungen selten klar ausgesprochen und noch seltener realistisch sind. Was im Familienkreis vielleicht selbstverständlich ist, kann im Arbeitsalltag schnell zu Enttäuschungen führen. Allerdings darf eine Situation nicht lange toleriert werden, indem die persönliche Verbindung gegenüber anderen Kollegen ausgespielt und benutzt wird.

Wie sieht eine gute Lösung aus?

Im Sinne meiner „drei Ebenen“ (Bewusstsein, Methode, Technik) möchte ich mit dem Begriff „emotionales Dilemma“ in das Bewusstsein bringen und somit das Problem möglichst emphatisch ansprechen können. Wenn das Problem wirklich erkannt wird, dann sind als Methode klare Regeln und Aufgaben sinnvoll. Der Drittvergleich, den wir oft finanziell anwenden müssen, ist auch hier ein gutes Leitsystem. Es gilt, bewusste Trennungen zwischen beruflichen und privaten Rollen zu schaffen, offene Kommunikation zu fördern und sich gegenseitig den Raum für sachliche und ehrliche Rückmeldungen zu geben. Ein konstruktiver Umgang mit Emotionen ist nicht nur im Unternehmen entscheidend, sondern würde auch das private Miteinander stärken. Als Technik empfehle ich meinen 4W-Ansatz: Wahrnehmung beschreiben, Wirkung deutlich machen, Wunsch äußern und als „WIR“ eine Vereinbarung treffen. 

Die Balance zwischen privaten Gefühlen und professioneller Distanz ist nicht leicht – aber lösbar. Mit Klarheit, offenem Umgang und guter Kommunikation können Sie das emotionale Dilemma lösen.

 

Zitat: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ – Blaise Pascal

Frage: „Wo muss ich aktuell ein emotionales Dilemma lösen?”

 

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche voller Chancen.

 

Ihr 

Cay von Fournier

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