Endlich Montag! (KW 07) Wertschätzung
ich wünsche Ihnen einen schönen Valentinstag und einen liebevollen Start in diese neue Woche. Der heutige Tag ist im privaten Bereich ein Tag der liebevollen Beziehung, wobei dies für Paare eigentlich jeden Tag selbstverständlich sein sollte. Aber es ist gut, sich von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, was wirklich zählt. Pflegen Sie heute also ganz besonders Ihre Beziehung und freuen Sie sich über die schöne Energie des Verliebtseins. Die Liebe ist eine der sieben Kardinaltugenden und sicher die schönste und herausfordernste. Vor einigen Jahren hatte ich in einem Aufsatz die zentralen Tugenden, die wir Kardinaltugenden nennen, auf das Unternehmen übertragen. In diesem Kontext ist der Begriff der Liebe sehr schnell missverständlich – wobei immer mehr Autoren und Marketingkonzepte ihn inzwischen integriert haben. Von “I am loving it.” über “Wir lieben Lebensmittel.” bis hin zu “Is it love.” haben bekannte Marken den Begriff der Liebe in das eigene Image integriert. Mein Freund, der Hidden Champion Mike Fischer, hat außerdem ein Buch geschrieben: “Erfolg hat, wer mit Liebe führt.”
In meinem Aufsatz habe ich die Liebe zu unserem Unternehmen und unserem Team in den Begriff der Wertschätzung einfließen lassen. Wenn wir die Menschen wertschätzen, mit denen wir zusammenarbeiten dürfen, ganz gleich ob Mitarbeiter, Kunde oder Lieferant, dann hat diese Wertschätzung eine liebevolle Dimension. Die Wertschätzung fehlt selten bei einer Diskussion über das Leitbild eines Unternehmens und es ist ein Wert, der sehr zentral im Konzept von New Work verankert ist. So nutze ich den heutigen Anlass, um Ihnen motivierende Gedanken zum Thema Wertschätzung anzubieten.
Wertschätzung ist eine Form der Anerkennung, die sich nicht unbedingt auf Leistung bezieht, sondern auf den Menschen an sich. Wenn wir den Satz ernst meinen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, dann wird die Wertschätzung zu einer sehr zentralen und konkreten Haltung, die wir im beruflichen Umfeld üben sollten. “Üben” meint dabei, sich selbst immer wieder daran zu erinnern, was der Mensch an sich wert ist. Dafür gibt es gleich mehrere Dimensionen:
Das “ICH” wertschätzen: Wer andere Menschen begeistern oder gar führen möchte, muss zuerst mit sich selbst im Reinen sein. Wenn ich mich selbst wertschätze, mit allen meinen Stärken und Schwächen, dann entsteht Selbstbewusstsein und Reife. Das ist die gesunde Form der Selbstliebe. Die übertriebene Form wäre der Narzissmus, der leider auch an Verbreitung zunimmt. Alles im Leben hat eine richtige Dosierung. Aber letztlich beginnt alles damit, dass wir uns selbst als Mensch wertschätzen. Daher die erste sehr wichtige Frage: Schätze ich mich als wertvollen Menschen?
Das “DU” wertschätzen: Bin ich achtsam im Umgang mit anderen Menschen – auch wenn wir eine Situation unterschiedlich bewerten oder eine Leistung nicht erbracht wurde? Zum Verhalten kann ein Feedback gegeben werden – aber unser Gegenüber sollte dabei immer das Gefühl haben, als Mensch wertgeschätzt zu werden. Das kann nicht intensiv genug geübt werden. Daher die zweite Frage/Übung: Schätze ich mein Gegenüber wert?
Das “WIR” wertschätzen: Hier geht es ums Team und die dritte Frage: Sind wir dankbar für das Team, in dem wir arbeiten dürfen? Diese Frage gilt sowohl für die Mitglieder einer Teams – also für jeden einzelnen Mitarbeiter – als auch für die Person, die Verantwortung für dieses Team trägt und führt. Jeder kann hier zu jeder Zeit ein Lob aussprechen und einem anderen Menschen das Gefühl der Wertschätzung geben. Von Führungskräften wird das erwartet und in der aktuellen Literatur oft gefordert. Allerdings kann jeder zu jeder Zeit eine wertschätzende Haltung üben. Auch Führungskräfte freuen sich, wenn sie wertschätzend behandelt werden.
Das “UNTERNEHMEN” wertschätzen: Der Sinn eines Unternehmens ist vielfältig und viele Menschen übertreffen sich gerade darin, die Welt retten zu wollen. Ich habe den Eindruck, dass viele Unternehmen den eigenen Sinn nur noch in Superlativen finden. Das ist übertrieben und auch schade, denn es sind die vielen kleinen Momente, die jeden Tag Sinn in ein Unternehmen bringen. Vielleicht ist die beste Form der Wertschätzung, die vielen Kleinigkeiten zu sehen, die jeden Tag gut laufen. Schätzen wir das Unternehmen, für das wir arbeiten dürfen?
Die “KUNDEN” wertschätzen: Viele von uns sind mit dem Satz groß geworden, dass der Kunde König sei. Damit soll die Bedeutung intensiver Kundenorientierung bewusst gemacht werden. Aber auch hier ist die Aufmerksamkeit auf die kleinen Gegebenheiten sinnvoll. Schätzen wir unsere Kunden und ihr Vertrauen, dass sie in unsere Produkte und Dienstleistungen legen? Ab und zu Danke zu sagen, wäre ein guter Anfang.
Die “LIEFERANTEN” wertschätzen: Alle Menschen, von denen wir Leistung einkaufen, um erfolgreicher zu sein, verdienen in gleicher Weise unseren Respekt. Zwar sind wir in diesem Fall die Kunden – aber gute Lieferanten sind ein Teil unseres Erfolges. Schätzen wir unsere Lieferanten wert und behandeln wir sie mit Respekt?
Unser “UMFELD” wertschätzen: Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden. Die gesellschaftliche Kritik und die aktuellen Herausforderungen sollten aber nicht unseren Blick auf die Dankbarkeit für die offene und freie Gesellschaft verstellen, die uns umgibt und ihren Mitgliedern die Möglichkeit bietet, nach ihren eigenen Vorstellungen glücklich werden zu können. Schätzen wir das Umfeld, in dem wir leben dürfen?
Diese Fragen führen zu einer dankbaren Haltung und zu einer aktiven Kommunikation dieser Dankbarkeit. Diese Wertschätzung auf der persönlichen Ebene wird immer zu einer guten Verbindung mit anderen Menschen führen. Diese Verbindung ist eine Voraussetzung, um Veränderung bewirken zu können. Wir alle wissen, dass uns große und auch schnelle Veränderungen bevorstehen. Am besten werden uns diese Veränderungen in der Verbindung mit anderen Menschen gelingen. So gesehen hat Wertschätzung nicht nur ihre Wurzeln in einer alten Tugend, sondern sie ist zugleich eine neue Kompetenz, mit der wir Veränderung bewirken können, um eine gute und attraktive Zukunft zu gestalten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen und liebevollen Valentinstag und eine Woche (und ein ganzes Jahr) der Wertschätzung.
Herzlich,
Ihr
Cay von Fournier