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Realität und Denkfehler – Teil 1

Eben habe ich eine Werbemail erhalten, in der ein Kurs angeboten wird, mit dem wir unsere Wirklichkeit in wenigen Schritten verändern können. Das finde ich eine lustige Botschaft, denn wir alle verändern unsere Realität jeden Tag in sehr viel mehr Schritten. Diese Verzerrung unserer eigenen Realität ist in der Regel kein großes Problem, aber sie kann zu einem werden, wenn es um wichtige Entscheidungen und Situationen geht. Dann spielt uns unser eigenes Gehirn oft einen Streich. 


Das Bein, das unser Gehirn uns stellt, nennt man Denkfalle oder auch eine “mental fallacy”, also einen mentalen Irrtum. Da wir uns alle gerne auf unsere Vernunft und unseren Verstand berufen, ist es ein guter Zeitpunkt, um einige dieser Denkfallen in meinen CDIs zu besprechen. Ich nehme dieses Kapitel auch in mein neues Lehrwerk UnternehmerEnergie 5.0 auf und schreibe hier schon einmal eine Zusammenfassung. 


Denkfallen erlangten in der Öffentlichkeit einen gewissen Ruhm durch die Arbeiten rund um die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky. Sie sind die Begründer der “Neuen Erwartungstheorie”. Kahneman erhielt zusammen mit dem Ökonomen Vernon L. Smith im Jahr 2002 den Wirtschaftsnobelpreis. Ausgezeichnet wurden sie für ihre Arbeiten im Bereich des Behaviorismus, die viele Wirtschaftstheorien in Frage stellten. Noch Ende des 20. Jahrhunderts ging man in den Wirtschaftswissenschaften gerne vom Homo oeconomicus aus und unterstellte in vielen Theorien ein rationales Handeln der beteiligten Personen


Wie die meisten Unternehmer*innen und Führungskräfte aus der Praxis wissen, ist dem nicht so. So gesehen fand mit den Arbeiten von Kahneman und anderer Wissenschaftler und Denker ein Wandel in den Wirtschaftswissenschaften statt – bis hin zur einer neuen Realität.

Bei meinen Recherchen bin ich auf 20 solcher Denkfehler gestoßen, die ich in meinem neuen Lehrwerk zusammengefasst habe. Hier möchte ich einige vorstellen, wobei es sich nicht immer um “Fehler” im klassischen Sinne handelt. Manchmal sind es einfach geistige Abkürzungen, die wir nehmen (Heuristiken), damit wir unternehmerisch in komplexen Situationen handlungsfähig bleiben. Das wird dann oft mit guter oder schlechter unternehmerischer Intuition bewertet.

Aber einigen dieser Abkürzungen können wir eine höhere Qualität geben und einige Denkfehler können wir vermeiden, wenn wir uns ihrer bewusst sind. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch das Wort “Bias” erklären, das Kahneman in seinen Beschreibungen verwendet. Mit Bias sind keine Fehler gemeint, denn er spricht nicht von Denkfehlern, sondern von “Verzerrungen”, genauer gesagt: mentalen Verzerrungen der Realität. Umgangssprachlich werden die Begriffe Denkfallen, Denkfehler, Irrtümer oder eben Denkverzerrungen verwendet. 


Sie alle führen dazu, dass wir uns unsere eigene Realität schaffen und gerne auf unserer Meinung und unserer Sicht auf die Dinge beharren. Das führt im Alltag eines Unternehmens zu sehr großen Problemen, deshalb ist es sinnvoll, sich mit der Verzerrung unserer Realität näher zu beschäftigen.

 

Welche Denkfallen sind Ihnen bereits bekannt? 

Machen Sie sich diese Denkfallen bei Entscheidungen bewusst?

Welche Denkverzerrungen nehmen Sie bei anderen Menschen wahr?


Am Samstag beginne ich mit der bekanntesten und wohl auch am weitesten verbreiteten Verzerrung.