OFFENHEIT

Wenn wir davon ausgehen, dass ein Unternehmen dann besonders wirksam ist, wenn alle dort tätigen Menschen sehr gut zusammenarbeiten, dann ist der Wert OFFENHEIT für die Unternehmenskultur besonders wichtig und beeinflusst viele Methoden im Unternehmen, wie zum Beispiel:

  • Fehlerkultur
  • Feedbackkultur
  • Geschwindigkeit
  • Kundenorientierung 
  • Stimmung im Unternehmen

Offenheit bedeutet dabei nicht, dass alle Daten automatisch jedem zur Verfügung stehen müssen. Die “Open book”-Kultur stärkt zwar die Identifikation mit dem Unternehmen, bleibt aber situativ und individuell. Viel wichtiger ist es, ein Klima zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter und Führungskräfte alles sagen können und auch wollen. Nur so entsteht eine gelebte Fehlerkultur. Sie ist die Voraussetzung für eine wirksame und sinnvolle Weiterentwicklung. Oft sehe ich Symptome wie Fluktuation, fehlende Motivation und Verheimlichung von Fehlern als Folge einer sehr gering ausgeprägten Offenheit. Dabei ist dieser Wert die Grundlage jeder Entwicklung – persönlich, beruflich und auch unternehmerisch. 

Bleiben wir kurz bei den Beispielen. Fehler passieren in jedem Unternehmen und dort, wo viel, schnell und unter hohem Druck gearbeitet wird, dort braucht es einen schnellen Mechanismus der Korrektur. Dieser funktioniert nur in einer Kultur der Offenheit. Eine Fehlerkultur wird oft sinnvollerweise gefordert, aber wenn die Grundlage fehlt und Menschen weder offen, noch respektvoll miteinander umgehen, dann werden Fehler eher vertuscht, als schnell behoben.

Bei der Feedbackkultur ist es ähnlich. Sie ist extrem sinnvoll, aber schwer zu installieren. Warum? Weil Offenheit und Respekt zwar häufig schöne Worte sind, die in einem Leitbild stehen, aber Werte bleiben, die nicht gelebt werden.

Offenheit ist dabei etwas anderes als Ehrlichkeit. Beide Werte korrespondieren miteinander und stehen in einer Abhängigkeit zueinander. Aber ich könnte ehrlich sein und dabei nicht offen. Viele Themen würde ich dann einfach nicht ansprechen. “Du hast mich ja nicht gefragt”, mag dann die Aussage bei einem entdeckten Fehler sein. In einer Feedbackkultur geht es um den sogenannten “blinden Fleck”. Jemand sieht die negativen Auswirkungen seines Verhaltens nicht. Erst das offene und wertschätzende Feedback eines anderen Menschen hilft demjenigen, sich selbst weiterentwickeln zu können. Daher ist die Offenheit die Basis jeder Weiterentwicklung.

Die Geschwindigkeit leidet, wenn Menschen, die zusammenarbeiten, nicht offen und ehrlich mit Situationen und Entscheidungen umgehen. Je näher am Kunden wichtige  Entscheidungen getroffen werden können, desto schneller, einfacher und wirksamer ist dieses Unternehmen. Geschwindigkeit braucht eine möglichst große Offenheit als Basis. Das zahlt direkt in einen zentralen Erfolgsfaktor ein: der Kundenorientierung. Wie offen sind wir unseren Kunden gegenüber? Gestehen wir eigene Fehler ein und bemühen wir uns kurzfristig um eine Lösung? Die Offenheit in einem Unternehmen strahlt aus. Kunden merken sehr schnell, ob sie es mit einem offenen oder einem verschlossenen Unternehmen zu tun haben.

Die Stimmung im Unternehmen hängt davon ab, wie offen kommuniziert wird, denn es ist offensichtlich, dass der Wert Offenheit direkt in einen anderen Wert einzahlt: Vertrauen. Und wenn wir über gute und gesunde Führung sprechen, dann ist Vertrauen die Königsdisziplin. Gute Führung schafft Vertrauen und Vertrauen ist die Grundlage guter Führung. Anhand von diesen Beispielen wird deutlich, wie wichtig Offenheit für die Unternehmenskultur ist. 

Noch ein abschließender Gedanke an diesem Sonntag. Offenheit hat auch viel mit unserem Bewusstsein zu tun. Die Stanford-Pädagogin Carol Dweck hat viel über das “Mindset” eines Menschen geforscht und sie kommt zu der klaren Erkenntnis, dass sich Menschen mit einem “open mindset” deutlich besser weiterentwickeln können als Menschen mit einem “closed mindset”. Das hört sich für jeden logisch an, aber überprüfen wir doch einmal, wie offen unser eigenes Mindset wirklich ist.

Daher beginne ich am ersten Tag im Seminar UnternehmerEnergie mit dem zentralen BMT-Modell, das ich vor vielen Jahren beschrieben habe. Die Buchstaben stehen für Bewusstsein, Methode und Technik. Ich beschreibe hier drei Ebenen, wobei das Bewusstsein die Grundlage für eine funktionierende Methode und Technik ist. Oft scheitern wir nicht an der Umsetzung, sondern wir scheitern an der fehlenden Offenheit für Veränderung und für die Meinung anderer Menschen. 

Daher ist auch die Fähigkeit, zuhören zu können, so wichtig für Offenheit. Denn indem ich meinem Gegenüber wirklich zuhöre, signalisiere ich Offenheit und bereite den Boden für Innovation und Weiterentwicklung.